Abholzung des Regenwaldes in Brasilien im April auf neuem Höchststand

8-feb-amazona-620x400-1.jpg

Die Abholzung und Brandrodung im brasilianischen Amazonas geht unvermindert weiter
Die Abholzung und Brandrodung im brasilianischen Amazonas geht unvermindert weiter

Brasília. Die Zerstörung des brasilianischen Regenwalds im Amazonasgebiet hat im April einen neuen Höchststand erreicht. Über 1.000 Quadratkilometer Wald sind in diesem Monat vernichtet worden, durch Brandrodung oder Abholzung. Das sei ein Verlust an Waldfläche von 74,6 Prozent über der im vorigen Jahr festgestellten Zerstörung. Die Zahlen stammen von der brasilianischen Weltraumbehörde, Instituto de Pesquisas Espaciais (INPE).

Insgesamt seien in den ersten vier Monaten dieses Jahres 1.954 Quadratkilometer Regenwald vernichtet worden, 69 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2021.

"Dieser Wert ist extrem hoch für diese Periode. Die Zahlen sind ein alarmierendes Zeichen für den immensen Druck, unter dem der Wald dieses Jahr leidet", sagt Mariana Napolitano, Vorsitzende des World Wildlife Fund WWF-Brasil. Die von der Umweltzerstörung am meisten betroffenen Bundestaaten sind Amazonas mit einem Verlust von 347 Quadratkilometern, Pará mit 287 Kilometern und Mato Grosso mit 242 Quadratkilometern Zerstörung von Regenwaldfläche.

Experten sehen in dem Negativrekord eine Wahlkampfstrategie Präsident Jair Bolsonaros, um sich für die Präsidentschaftswahlen im Oktober 2022 zu positionieren. Laut Bolsonaro würden "industrielle Aktivitäten" im Amazonasgebiet dazu beitragen, die Armut im Land zu bekämpfen.

Nach Auskunft des WWF ist die Abholzung in der Hauptsache illegal. Grund sei vor allem die Zunahme von Landraub, wie die illegale Übernahme öffentlicher Flächen, illegale Gold- und Erzschürfungen und Konflikte um Landrechte, die in der Region immer intensiver werden.

Derweil macht die Auftragsvergabe für die neue Bahnstrecke Fortschritte, die Amazonien in zwei Hälften teilen wird. Die Eisenbahn Ferrogrão soll in Zukunft die Sojaernte vom Ort Sinop zum Hafen Miritituba im Norden des Staates Pará transportieren. Bei der Bewerbung um den Bau der 933-Kilometer-Strecke haben sich namhafte brasilianische Firmen zurückgehalten. Einzig beworben hat sich bislang die Baufirma Zion Real Estate, die Bolsonaros Politik unterstützt. Bislang im Wohnungsbau aktiv, hat die Firma aus Cuiabá noch keine Expertise für den Bahnbau vorzuweisen.

Die Onlinezeitung Outras Palavras schreibt: "In den ersten drei Jahren der Bolsonaro-Regierung gab es markante Tage: Den Tag des Feuers, die Brandstiftung im Sumpfgebiet Pantanal und die sich häufende Invasion indigener Gebiete". Journalisten des Mediums kritisieren, dass die Bolsonaro-Regierung aktiv private Kapitalgeber mobilisiere, um das Amazonasgebiet wirtschaftlich zu entwickeln.

Aus Protest gegen Importe von Soja aus Brasilien, das auf Flächen gerodeten Regenwaldes angebaut wird, haben indes Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace eine spektakuläre Blockade initiiert: Sie verhinderten am 11. Mail die Einfahrt eines brasilianischen Soja-Frachters der Firma Cargill in den Hafen von Amsterdam. Die Botschaft auf dem gelben Greenpeace-Banner: "EU: Stop nature destruction" (EU: Naturzerstörung stoppen).