Haiti / Soziales

Illegaler Waffenhandel in Haiti unter dem Dach der Episkopalkirche

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Immer wieder protestiert die Bevölkerung gegen die eskalierende Unsicherheit im Land
Immer wieder protestiert die Bevölkerung gegen die eskalierende Unsicherheit im Land

Port-au-Prince. Ein leitender Priester der Gemeinde Bolosse in Haitis Hauptstadt ist wegen illegalen Handels mit Waffen und Munition festgenommen worden. Neben ihm setzte die Kriminalpolizei auch einen Buchhalter der Episkopalkirche und eine Zollbeamtin fest, ein Richter ordnete Untersuchungshaft an.

Der Buchhalter soll die Auszahlung von Geldern vom Konto der Episkopalkirche auf das Konto eines von den Behörden gesuchten internationalen Waffenhändlers genehmigt haben.

Bereits Mitte Juli beschlagnahmten Zollbeamte Kriegswaffen und Munition, die angeblich für die religiöse Organisation bestimmt waren.

Die Durchsuchung eines Containers im Hafen von Port-au-Prince führte zur Beschlagnahmung von 18 automatischen Waffen, darunter AK-47, Galils und M-4, eine Schrotflinte, mehrere Pistolen und fast 20.000 Schuss Munition, erklärte ein Gerichtssprecher gegenüber der Presse.

Der Ständige Ausschuss der Bischöflichen Kirche von Haiti, Anglikanische Gemeinschaft, bekräftigte in einer an den Klerus und die Gläubigen gerichteten Botschaft vom 19. August seine Zusammenarbeit mit den Behörden in dem Fall.

Mehr als 30 Priester fordern jedoch den Rücktritt des Ausschusses, der die Interessen der Kirche nicht wahrgenommen und die Gefahr für die religiöse Einrichtung nicht angemessen eingeschätzt habe. Erst der Rücktritt, so die Priester, werde es anderen Geistlichen und Laien ermöglichen, die Arbeit der Kriminalpolizei und der Justiz im Fall des Waffen- und Munitionshandels in der Episkopalkirche zu unterstützen.

Der Behörden führten im Juli die Beschlagnahmung von zwei weiteren illegalen Lieferungen von Waffen und Munition durch, um der zunehmenden Gewalt krimineller Gruppen im Land zu begegnen. Ursprungsland für den überwiegenden Teil des Waffenschmuggels sind die USA (amerika21 berichtete).

In Haiti hat durch die zunehmende Bandengewalt in der und um die Hauptstadt die Unsicherheit für die Bevölkerung unkontrollierbare Ausmaße angenommen. Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Banden, die um die Kontrolle von Stadtvierteln und Treibstofflieferungen kämpfen, haben im Jahr 2022 bereits Hunderte von Todesopfern gefordert.