Mexiko-Stadt. Maria Eugenia Chávez hat den ersten offiziellen feministischen Radiosender in Mexiko-Stadt gegründet: Violeta Radio. Nach drei Jahren auf Sendung blickt sie auf die Entstehung des Radios und die Rolle von Community-Medien in Mexiko.
Chávez war Vizepräsidentin des internationalen Netzwerks von Frauen im Weltverband von Communityradios (AMARC), Leiterin des Managements des mexikanischen AMARC-Landesverbands und sitzt aktuell in dessen Vorstand. Außerdem ist sie Mitglied der Gesundheitsorganisation für Frauen SIPAM.
"Für uns war es sehr wichtig, dass die Dimension des Gemeinschaftlichen Teil der Verfassung wird", bemerkt sie. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass Radios unterschiedlichen Zwecken nachgingen, "dazu gehören universitäre und öffentliche Zwecke, aber natürlich auch geschäftliche".
Die Radiomacherin berichtet: "Nach vielen Jahren des Streits, verschiedener Zwischenfälle, Treffen, Briefen, Ankündigungen und so weiter hat Enrique Peña Nieto interessanterweise dem Kongress eine Reform in Sachen Telekommunikation übergeben". Das Projekt führte unterschiedliche Gruppen von Abgeordneten und Organisationen zusammen: "Die Reform setzte das Thema Community-Medien auf die Tagesordnung und nahm diese in den Artikel 28 der Verfassung auf", erzählt Chávez.
Im Jahr 2014 wurde das Bundesgesetz für Telekommunikation und Rundfunk verabschiedet. "Obwohl es kein Gesetz ist, das unseren Maßstäben in diesem Bereich gerecht wird, hält es doch einige Bedingungen fest, die uns wichtig erscheinen", stellt Chávez klar. Dazu gehört die Sicherung von Frequenzen. So erzählt sie: "Wir konnten uns zehn Prozent der Frequenzen sichern. Im FM- und AM-Bereich haben wir außerdem die Möglichkeit, die Frequenzen neu zu ordnen".
María Eugenia Chávez berichtet auch darüber, wie Violeta Radio entstanden ist.
Am 23. August 2017 erteilte die Hauptversammlung des mexikanischen Bundesinstituts für Telekommunikation (IFT) die Zustimmung zu einer sozial-gemeinschaftlichen Radionutzung in Mexiko-Stadt, die bereits im November erteilt wurde. "Es wurden sechs Frequenzen in der Valle de México freigestellt, das heißt nicht nur in der Stadt. Von diesen sechs Frequenzen waren vier für Gemeinschaftsradios und indigene Radios in der Umgebung reserviert. Von den zwei Frequenzen, die für Mexiko-Stadt übrig blieben, bekam eine Violeta Radio".
Besonders wichtig ist der 24. August 1991 für die Projektentwicklung. An diesem Tag wurde die Sendung "Dejemos de ser Pacientes" im Radio Educación zum ersten Mal ausgestrahlt. Dabei handelt es sich um eine Initiative der Frauengesundheitsorganisation SIPAM, die feministischen Organisationen in Mexiko-Stadt und in ganz Mexiko eine Stimme gab.
SIPAM ist seit 1996 Teil des Frauenradionetzwerks AMARC. In diesem Jahr "waren José Ignacio López Vigil, damaliger Regionalkoordinator der AMARC in Lateinamerika, und Tachi Arriola, Vizepräsidentin des Frauennetzwerkes der AMARC Lateinamerikas, zu Besuch", erinnert sich Chávez.
Sie waren in diesem Haus, auf der ersten Radio-Biennale und López Vigil warf die Idee in den Raum: "Warum nur eine Sendung? Warum habt ihr keinen Radiosender?". "Ich weiß nicht, was meine Kolleginnen ihm geantwortet haben, weil ich damals noch nicht in der SIPAM war. Als ich jedoch einige Monate später Teil davon wurde, war diese Idee bereits eine Legende", erzählt die Radiomacherin.
Das Büro und das Studio von Violeta Radio sind im Gebäude der SIPAM untergebracht. Die Organisation hat inzwischen einige Krisen durchlebt. 1997 gab es 40 Mitarbeiter:innen. "Heute sind wir nur noch sechs", berichtet Chávez. Sie fügt hinzu, dass sie für das Thema Meinungsfreiheit von Frauen zuständig ist. Ihre Kolleginnen behandeln andere Schwerpunkte.
Als der Traum eines eigenen Radiosenders Wirklichkeit wurde, hatte die Radiomacherin bereits weitere Ideen. "Warum machen wir den Sender nicht für weitere Organisationen oder Kolleginnen zugänglich? Um Kräfte zu sammeln, aber auch, um den Sender demokratischer und diverser gestalten zu können. Zu dieser Zeit war ich Teil einer WhatsApp-Gruppe mit dem Namen: Allianz für das Menschenrecht von Frauen auf Kommunikation". "Es war noch nichts Konkretes. Ich habe einfach eine Einladung in die Gruppe gesendet und diejenigen, die am Treffen teilgenommen haben, waren von der Idee begeistert", erzählt sie.
So kam es, dass das Bundesinstitut für Telekommunikation (IFT) schließlich die Bewilligung für die Frequenz 106.1 FM erteilte: für die Allianz für das Menschenrecht von Frauen auf Kommunikation. Außer María Eugenia Chávez von der SIPAM beteiligen sich daran auch die Direktorin der Organisation für Frauen im Rundfunk, María de Lurdes Barbosa Cárdenas, und Aimée Vega Montiel vom Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Wissenschaften und Humanwissenschaften der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM).