Argentinien: Großmütter der Plaza de Mayo haben den "Enkel 131" gefunden

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Lucía Nadin und Aldo Quevedo
Lucía Nadin und Aldo Quevedo

Buenos Aires. Die Großmütter der Plaza de Mayo haben den unter der Diktatur (1976 -1983) entführten Sohn von Lucía Nadin und Aldo Quevedo gefunden. Bei einer Pressekonferenz gab die Vorsitzende der Organisation, Estela de Carlotto, bekannt, dass es gelungen sei, die Identität des "Enkels 131" festzustellen.

"Als wäre das Jahresende dazu bestimmt gewesen, Wünsche wahr werden zu lassen, feiern wir nach fast drei Jahren die Entdeckung eines neuen Enkels, des 131. Wieder einmal betonen wir, dass die fast 300 Männer und Frauen, die mit ihrer gefälschten Identität leben, unter uns sind", hieß es in der Einladung zur Pressekonferenz.

Während der Militärdiktatur wurden Babys von in Gefangenschaft befindlichen Regimegegnerinnen systematisch geraubt. Die Mütter wurden anschließend gefoltert und umgebracht.

Lucía Nadín und Aldo Quevedo studierten an der Fakultät für Philosophie und Literatur der Universität Cuyo, wo sie sich kennenlernten und sechs Monate später heirateten. Sie arbeiteten in einer Buchbinderei in Mendoza und waren Mitglieder der bewaffneten Widerstandsorganisation PRT-ERP (Revolutionäre Arbeiterpartei - Revolutionäre Volksarmee).

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Im Mai 1976 reisten sie nach Buenos Aires, nachdem ein Arbeitskollege, Nicolás Zárate, verhaftet worden war. Beatriz Corsino, die Partnerin von Nicolás, reiste ebenfalls mit. Alle drei wurden offenbar zur gleichen Zeit zwischen September und Oktober 1977 entführt. Lucía Nadín war im zweiten oder dritten Monat schwanger. Von Überlebenden erfuhr man, dass sie zwischen März und April 1978 zur Entbindung gebracht wurde. "Es besteht der Verdacht, dass die Geburt in der Technikschule der Marine stattgefunden haben könnte", sagte Carlotto. Seitdem hat man nichts mehr von dem Paar oder dem Baby gehört. Die "Escuela de Mecánica" (ESMA) war damals ein geheimes Inhaftierungs-, Folter- und Vernichtungslager.

Der "Enkel 131" lebt in der Provinz Buenos Aires. Er hatte sich bei den Großmüttern der Plaza de Mayo nie mit Zweifeln an seiner Identität gemeldet, aber vielleicht etwas geahnt: Als er am 4. September 2022 einen Anruf vom Gericht erhielt, um ihn zu einer genetischen Untersuchung einzuladen, lehnte er nicht ab.

Als sie ihm die Nachricht überbrachten, zeigten sie ihm ein Bild seiner Eltern. Claudia Carlotto, Tochter Estelas, berichtete, er habe nicht aufhören können, es zu betrachten. "Es war einer der bewegendsten Momente, denn er ist eine Kopie seines Vaters", sagte sie auf der Pressekonferenz. Und er habe Philosophie und Literatur studiert, wie seine Mutter und sein Vater.

Wie sein Leben verlaufen ist und wie er schließlich gefunden wurde, werde erst später bekannt gegeben. Er habe um ein wenig Zeit gebeten, "um seine Familie erst einmal kennen zu lernen", so Carlotto.