Paris. Wie aus dem aktuellen Bericht der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) hervorgeht, ist die Zahl ermordeter Journalist:innen 2022 im Vergleich zu den Vorjahren wieder gestiegen. Von den 86 weltweit getöteten Reporter:innen im vergangenen Jahr entfallen mehr als die Hälfte (44) auf Lateinamerika und die Karibik. Allein in Mexiko wurden nach offiziellen Angaben 19 Journalist:innen umgebracht.
Besonders erschreckend ist hierbei die Tatsache, dass knapp die Hälfte der Opfer nicht etwa bei der Arbeit, sondern auf Reisen, zu Hause oder an öffentlichen Orten ermordet wurden. Damit setzte sich laut dem Bericht der Trend der letzten Jahre fort, dass es für Journalist:innen auch in ihrer Freizeit keine sicheren Räume mehr gibt.
Alle vier Tage stirbt dem Bericht zufolge auf der Welt ein:e Journalist:in durch Fremdeinwirkung. Dies belege die Gefährdung der Medienschaffenden und die Verletzlichkeit bei der Ausübung ihres Berufs. Als Motive nannte die Unesco Vergeltungsmaßnahmen für die Berichterstattung über organisierte Kriminalität, Korruption und Umweltverbrechen, bewaffnete Konflikte, den Anstieg des Extremismus und Proteste.
"Die Behörden müssen ihre Anstrengungen verdoppeln, um diese Verbrechen zu stoppen und sicherzustellen, dass die Täter bestraft werden, denn Gleichgültigkeit ist ein wichtiger Faktor in diesem Klima der Gewalt", mahnt Audrey Azoulay, Generaldirektorin der Unesco. Noch immer werden 86 Prozent der Todesfälle nicht aufgeklärt. Zwischen 2019 und 2021 sei die Zahl der Mordopfer auf durchschnittlich 58 zurückgegangen, der erneute "starke Anstieg" in 2022 sei "alarmierend", so Azoulay.
Bereits 2016 hatte die Unesco einen Bericht über die weltweite Gewalt gegen Journalist:innen unter dem Titel "Es tiempo de romper el ciclo de violencia contra periodistas" (Es ist an der Zeit, den Kreislauf der Gewalt gegen Journalist:innen zu durchbrechen) veröffentlicht. Das 18-seitige Dokument benennt unterschiedliche Formen der Gewalt, wie Entführung, willkürliche Inhaftierung, Folter, Einschüchterung und Belästigung (online und offline) sowie die Beseitigung oder Zerstörung von Informationsmaterial. Auch damals lag ein Hauptaugenmerk auf der anhaltenden Straflosigkeit. Allein zwischen 2006 und 2016 wurden mindestens 827 Journalist:innen ermordet, jedoch nur acht Prozent der Fälle aufgeklärt.