Proteste nach Ermordung eines weiteren Journalisten in Mexiko

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Luis Martín Sánchez Íñiguez
Bereits der sechste ermordete Reporter in Mexiko in diesem Jahr: Luis Martín Sánchez Íñiguez

Tepic, Nayarit. Nach einem weiteren Mord an einem Journalisten in Mexiko haben Verbände und Institutionen gegen die Gewalt an Medienschaffenden protestiert.

Nachdem Cecilia López Aguilar, die Ehefrau des Journalisten Luis Martín Sánchez Iñiguez, ihn als vermisst gemeldet hatte, wurde seine Leiche am 8. Juli nahe der Hauptstadt Tepic im Bundesstaat Nayarit aufgefunden. Der 59-Jährige war langjähriger Mitarbeiter bei Crítica Digital Noticias und seit zwei Jahren Korrespondent von La Jornada, einer der wichtigsten Tageszeitungen Mexikos.

Sánchez ist einer von drei Medienschaffenden, die in den letzten Tagen im Bundesstaat Nayarit entführt wurden. Im Gegensatz zu Sánchez wurden Osiris Maldonado de la Paz und Jonathan Lora Ramírez lebend aufgefunden.

Die lokale Staatsanwaltschaft teilte mit, dass die Fälle des Korrespondenten von La Jornada und der beiden entführten Kommunikatoren zusammenhängen, da sie ihren Ermittlungen zufolge "an gemeinsamen Projekten im Zusammenhang mit ihrem Beruf sowie in persönlichen Angelegenheiten zusammengearbeitet haben". Neben seinem Presseausweis wurden auch sein Computer und eine Festplatte entwendet.

Diverse Journalistenverbände äußerten sich entsetzt über die neuen Gewalttaten gegen ihren Berufsstand. Der Mord an Sánchez Íñiguez ist die sechste Bluttat gegen einen Reporter in Mexiko in diesem Jahr. Die Medienschaffenden organisierten Kundgebungen in verschiedenen Städten, außer in Nayarit selber, aus Sicherheitsgründen, wie der Journalist Temoris Grecko auf Twitter schreibt: "Unsere Genossinnen und Genossen aus Nayarit können aufgrund dieser Situation nicht demonstrieren. Wir werden es in CDMX [Mexiko-Stadt], Guadalajara und Oaxaca tun".

Auch internationale Gremien wie die Vereinten Nationen und die europäischen Botschaften in Mexiko äußerten einmal mehr ihren Protest gegen die Gewalt. "Der Tod des Herrn Sánchez Íñiguez macht deutlich, dass viele Journalisten in Mexiko Gewalt und Einschüchterung ausgesetzt sind, was eine Bedrohung der Menschenrechte darstellt", betonen die EU-Repräsentation sowie die Botschaften von Norwegen und der Schweiz in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.

Das lokale Menschenrechtsbüro des Hochkommissariats der Vereinten Nationen fordert die Behörden dazu auf, koordiniert zusammenzuarbeiten, "um die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Journalisten in Nayarit zu ergreifen und eine rasche, gründliche, unabhängige und wirksame Untersuchung durchzuführen, um den Sachverhalt vollständig aufzuklären und alle Verantwortlichen zu bestrafen".

Einem Bericht der Unesco zufolge ist die Zahl der ermorderten Journalisten 2022 weltweit auf 86 gestiegen, von denen mehr als die Hälfte (44) auf Lateinamerika und allein 19 auf Mexiko entfallen.

Sánchez ist zudem nach Miroslava Breach Velducea 2015 in Chihuahua und Javier Valdez Cárdenas im Mai diesen Jahres in Sinaloa bereits der dritte La Jornada-Korrespondent, der im Zusammenhang mit seiner Berichterstattung ermordet wurde.