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Mord an Präsident Moïse: Haiti überstellt vier Verdächtige in die USA

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Die Ermordung von Haitis Ex-Präsident Moïse ist immer noch nicht aufgeklärt
Die Ermordung von Haitis Ex-Präsident Moïse ist immer noch nicht aufgeklärt

Port-au-Prince/Miami. Haiti hat vier Beschuldigte im Fall der Ermordung von Jovenel Moïse der Justiz in den USA übergeben. In der Nacht vom 7. Juli 2021 drang ein bewaffnetes Kommando in das Privathaus des damaligen Präsidenten Haitis ein, tötete Moïse und verletzte dessen Ehefrau.

Das ausführende Kommando soll sich vor allem aus kolumbianischen Ex-Soldaten zusammengesetzt haben.

Die vier an die USA übergebenen Personen, James Solages, Joseph Vincent, Emmanuel Sanon und der Kolumbianer Germán Rivera García, werden beschuldigt, die Entführung von Moïse geplant und an dessen Ermordung beteiligt gewesen zu sein.

Sanon, ein in Florida lebender haitianischer Arzt und seinerzeit "aufstrebender politischer Kandidat" in seinem Heimatland, gilt der Polizei als Hauptverdächtiger. Solages arbeitete für eine US-amerikanische Sicherheitsfirma, die mutmaßlich in das Komplott verwickelt war, und Vincent war ein Informant der US-Drogenbehörde DEA.

Neben den vier, die gestern vor einem Bundesgericht in Miami erscheinen sollten, gibt es drei weitere Personen, die der Beteiligung an der Verschwörung zur Ermordung von Moïse beschuldigt werden, die sich bereits in US-Haft befanden.

Nach Angaben der US-Staatsanwaltschaft lebten zwei der drei Inhaftierten in Südflorida, der Heimat der größten haitianischen Gemeinde in den USA. Sie sollen sich im April 2021 getroffen haben, um zu besprechen, wie sie einen Wechsel in der Präsidentschaft des karibischen Landes herbeiführen könnten.

Im Anschluss an das Treffen soll die Ausrüstung festgelegt worden sein, die "für die Operation Regimewechsel" in Haiti benötigt würde, darunter Schusswaffen, Tränengas, Granaten, Munition und kugelsichere Westen.

Anderthalb Jahre nach der Tat sind die Ermittlungen in Haiti zum Stillstand gekommen, obwohl internationale Organisationen dazu aufgerufen haben, die Untersuchung des Verbrechens voranzutreiben. Mindestens fünf Richter waren bereits mit dem Fall betraut, fast 40 in dem Fall Festgenommene befinden sich weiterhin ohne Anklage im Gefängnis.

Solages hatte im vergangenen Juli gegenüber dem Miami Harald seine Unschuld beteuert. Er erklärte dabei, dass der Verdacht gegen ihn "von hochrangigen" Personen "professionell aufgebaut" worden sei. Er nannte jedoch keine Details, durch wen oder welche Kreise er benutzt werde.

Die Ermordung des Präsidenten war der Auftakt für eine neue institutionelle Krise in Haiti. In dem karibischen Land ist die Liste strafloser Verbrechen lang.