VW Brasilien will ehemalige Sklavenarbeiter:innen nicht entschädigen

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VW werden Menschenrechtsverletzungen an Leiharbeitern vorgeworfen, die für Rodungsarbeiten eingesetzt waren
VW werden Menschenrechtsverletzungen an Leiharbeitern vorgeworfen, die für Rodungsarbeiten eingesetzt waren

São Paulo. Vertreter:innen von VW do Brasil haben die mittlerweile dritte Anhörung im Fall der Sklavenarbeit auf der ehemaligen VW-Fazenda Vale do Rio Cristalino verlassen und eine weitere Beteiligung an dem Verfahren abgelehnt.

Wie die Tageszeitung Folha de São Paulo berichtet, beharrten die anwesenden Vertreter:innen des Unternehmens darauf, dass Volkswagen nicht verantwortlich für die Ereignisse auf dem Grundstück sei.

Eine zeitgleich vor Ort geplante Übergabe einer von fast 3.000 Bürgerinnen und Bürgern aus Deutschland unterzeichneten Petition, die von VW Entschädigung für die ehemaligen Sklavenarbeiter:innen fordert, kam nicht zustande, da es der Verhandlungsgruppe untersagt worden war, diese anzunehmen.

Die Petition sollte am 24. März am Unternehmenssitz in Wolfsburg auch an den VW-Vorstand für Integrität und Recht, Dr. Manfred Döss, überreicht werden, konnte aber nur an den Pressesprecher übergeben werden.

In einer am Freitag veröffentlichten Pressemitteilung, die amerika21 vorliegt, äußert sich Günther Schulz von der Brasilieninitiative Freiburg e.V.: "Das Verhalten von VW ist beschämend, unsere von fast 3.000 Bürger:innen unterzeichnete Petition wurde vollkommen missachtet und zeigt, wie in den Vorstandsetagen über die Zivilgesellschaft gedacht wird".

Laut Rafael Garcia von der Staatsanwaltschaft hat es VW abgelehnt, eine Entschädigungssumme von 165 Millionen Real (umgerechnet etwa 30 Millionen Euro) zu zahlen, die an damalige Opfer und deren verbliebene Angehörige sowie in einen Fonds gehen sollen, der weitere Betroffene aus dieser Zeit finden soll.

"Wir bedauern die Haltung von Volkswagen, die die Arbeitnehmer, die mehr als zehn Jahre lang versklavt und in ihrer Würde und Freiheit beschnitten wurden, nicht respektiert", sagte der Staatsanwalt nach dem Treffen.

Auf der Rinderfarm Fazenda Vale do Rio Cristalino, die von VW betrieben wurde, soll es zwischen 1974 und 1986 zu schweren Verbrechen an Hunderten Arbeiterinnen und Arbeitern gekommen sein. Sie wurden in sklavereiähnlichen Verhältnissen zur Rodung des Regenwaldes eingesetzt. Der Priester Ricardo Rezende Figueira brachte den Fall ins Rollen und sammelte jahrelang Zeugenaussagen und Beweise für die dort begangenen Gräueltaten (amerika21 berichtete).

Mit Verweis auf die Jahreshauptversammlung des Konzerns am 10. Mai in Berlin, auf der die Bezüge und Boni-Zahlungen des Vorstands um bis zu 27 Millionen Euro erhöht werden sollen, merkt Christian Russau von den Kritischen Aktionär:innen an: "Dieses Geld steht den ehemaligen Sklavenarbeitern zu."