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Washington Post: Die uralte US-Blockade schadet nicht nur Kuba, sondern der Welt

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Die kubanischen Covid-19-Impfstoffe Soberana 02 und Abdala zeigen eine hohe Immunreaktion bei gleichzeitig guter Verträglichkeit
Die kubanischen Covid-19-Impfstoffe Soberana 02 und Abdala zeigen eine hohe Immunreaktion bei gleichzeitig guter Verträglichkeit

Washington. "In der nächsten Pandemie lasst Kuba die Welt impfen": So titelt die Washington Post in einem jüngst erschienenen Gastbeitrag von Achal Prabhala und Vitor Ido. Darin beschreiben die Autoren die unterschiedliche Herangehensweise an die Entwicklung und Verteilung von Covid-19-Impfstoffen in den USA und Deutschland im Vergleich zu Kuba.

Prabhala ist der Koordinator des Projekts AccessIBSA, das sich für den Zugang zu Arzneimitteln in Indien, Brasilien und Südafrika einsetzt. Ido ist Referent im Programm für Gesundheit, geistiges Eigentum und Biodiversität am South Centre in Genf.

In ihrem Beitrag unterstreichen sie, dass die kubanischen Impfstoffe mit 50 Millionen US-Dollar Entwicklungskosten im Vergleich zu mehreren Milliarden in den USA und mehreren 100 Millionen in Deutschland, nicht nur einen Bruchteil gekostet haben, auch sei von Beginn an vorgesehen gewesen, dieses intellektuelle Eigentum mit der Welt zu teilen. Insbesondere vor dem Hintergrund der kursierenden Delta-Variante im Sommer 2022, als Länder mit wenig Ressourcen keine Möglichkeit hatten, an Impfstoffe zu gelangen, sei dies umso bemerkenswerter.

Trotz der wissenschaftlich unabhängig nachgewiesenen Wirksamkeit der kubanischen Impfstoffe von über 90 Prozent, die mit westlichen Werten konkurrenzfähig sind, erwies sich die WHO-Zulassung jedoch als schwierig. Deren Prozess beschreibt Kuba-Experte Bert Hoffmann als "übertrieben" und nach "Erste-Welt-Standard gestrickt", bei dem Pharmakonzerne auch versuchten, sich "Konkurrenz vom Hals zu halten". Dennoch exportierte Kuba nahezu die Hälfte seiner produzierten Impfstoffe in Länder wie Venezuela, Mexiko, Vietnam, Syrien, Nicaragua, Belarus und Iran.

Obwohl der Bedarf an Impfstoffen in zahlreichen afrikanischen Ländern ebenso hoch war, verzichteten viele jedoch auf die Möglichkeit, sie aus Kuba zu importieren. Die Ursache darin sehen Prabhala und Ido in der Blockadepolitik der USA, die unter Donald Trump erneut verschärft wurde. Aus Angst vor Strafmaßnahmen tendieren etwa Banken eher zur "Übervorsichtigkeit" und lehnen Zahlungsverkehr mit Kuba ab, auch wenn dieser in ihrem Land nicht verboten ist.

"Die Welt hat sich seit 1962 verändert. Das Gespenst, das sie heute heimsucht, ist nicht der Kommunismus, sondern ein weiterer globaler Gesundheitsnotstand", schreiben Prabhala und Ido.

Sie bezeichnen es als "Fehler", dass die WHO-Staaten, die sich unlängst in Genf zur Beratung über künftige Strategien zur Bekämpfung von Pandemien getroffen hatten, keine Empfehlung zur Lockerung der US-Blockade gegenüber Kuba aussprechen. Kubas Biotechnologie habe nicht nur das Potential, innovative, auf dem neuesten Stand der Technik basierende Medizin zu entwickeln, sondern diese mit der Welt zu teilen, insbesondere mit Staaten, die sich "Erste-Welt-Preise" nicht leisten können.

Das Eingeständnis der Regierung von Joe Biden, die bereits im Juni 2022 zugegeben hatte, dass die weltweit mehr als 1,5 Millionen Toten durch die Omikron-Welle mit ausreichendem Impfschutz verhinderbar gewesen wären, bekräftigt indes ihre abschließende Feststellung, dass die Blockadepolitik "nicht nur Kuba, sondern der Welt schadet".