Argentinien / Wirtschaft

Argentinien zahlt IWF-Kredit in Yuan zurück

Nach Währungs-Swap mit China: Argentinien zahlt erstmals IWF-Schulden in chinesischer Währung Yuan und schont Devisenreserven. Internationale Unterstützung für Neuverhandlung der Tilgung

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Wirtschaftsminister Sergio Massa erneuerte im April in China einen Yuan-Swap mit China.
Wirtschaftsminister Sergio Massa erneuerte im April in China einen Yuan-Swap mit China.

Buenos Aires. Argentinien hat Anfang Juli seine Zahlungsverpflichtungen über 2,7 Milliarden US-Dollar (etwa 2,38 Milliarden Euro) beim Internationalen Währungsfonds (IWF) beglichen, einen Teil davon im Gegenwert von einer Milliarde US-Dollar in Yuan. Das Besondere an diesem Schritt ist, dass die chinesische Währung erstmals zur Erfüllung von Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem IWF verwendet wurde.

Weitere 1,7 Milliarden US-Dollar (etwa 1,5 Milliarden Euro) wurden laut dem argentinischen Wirtschaftsministerium mit Sonderziehungsrechten (SDR) beglichen, einer internationalen Reserveeinheit des IWF.

Insgesamt belaufen sich Argentiniens Schulden beim IMF auf 44,5 Milliarden US-Dollar (etwa 39,19 Milliarden Euro). Gleichzeitig sanken laut der argentinischen Zentralbank die Devisenreserven von 44,6 Milliarden US-Dollar im Mai auf 36,5 Milliarden US-Dollar - der niedrigste Stand seit 2016.

Die fiskalische Situation wird zudem durch die hohe Inflationsrate von über 100 Prozent und eine kontinuierliche Abwertung des argentinischen Pesos weiter verschärft.

Um die schwindenden Reserven der Zentralbank zu schonen, sieht sich das südamerikanische Land gezwungen, neue Mechanismen zur Rückzahlung seiner Schulden beim IWF zu finden. Mit Hilfe des sogenannten Währungs-Swap mit China konnte das hoch verschuldete Land, statt wie traditionell in US-Dollar, den chinesischen Yuan zur Rückzahlung von Kreditschulden einsetzen.

Im Frühjahr hatten beide Länder ein Abkommen über den Währungs-Swap geschlossen, um ihre jeweiligen Währungen im Gesamtwert von 130 Milliarden Yuan (etwa 19,2 Milliarden Dollar) zu einem festgelegten Wechselkurs austauschen. Damit entstehen im jeweils anderen Land Fremdwährungsreserven. China stellt Argentinien 35 Milliarden Yuan zur Stabilisierung des Währungskurses zwischen den beiden Ländern zur Verfügung (amerika21 berichtete). Der Mechanismus erlaubt dem südamerikanischen Land, Yuan statt US-Dollar für Importe aus China zu verwenden.

Der Ausbau der wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenarbeit mit China stellt einen weiteren Schritt des südamerikanischen Landes zur Annäherung an China dar. Argentinien will der Brics-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) beitreten. Sicher ist bereits, dass Argentinien im August der Neuen Entwicklungsbank, auch Brics-Bank genannt, beitreten wird. Dies wird als wichtiger Schritt in Richtung Brics-Mitgliedschaft gewertet (amerika21 berichtete).

Kritiker befürchten, dass das Abkommen Argentiniens wirtschaftliche und finanzielle Abhängigkeit vom asiatischen Riesen verstärken werde.

Nachdem im vergangenen Jahr Argentinien und der IWF eine Kreditumstrukturierung vereinbarten, führt die Regierung von Präsident Alberto Fernandez derzeit Verhandlungen mit dem IWF, um die fiskalischen und monetären Beschränkungen des Abkommens weiter zu lockern.

Im Zusammenhang mit der nun getätigten Rückzahlung versicherte IWF-Sprecherin Julie Kozack, die Verhandlungen mit Buenos Aires "über ein politisches Paket zur Sicherung der wirtschaftlichen Stabilität im Kontext einer schwierigen Situation, die teilweise durch die historische Dürre beeinträchtigt wird", fortzusetzen.

Wirtschaftsminister Sergio Massa erklärte vergangene Woche, zu "versuchen, die Verhandlungsgespräche mit dem IWF in den kommenden sechs Monaten abzuschließen".

Argentinien bekam zuletzt auch Unterstützung durch die Regierungen von Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko und Paraguay. Die Präsidenten der sechs Länder baten US-Präsident Joe Biden in einem Brief, Argentinien bei seinen Verhandlungen mit dem IWF zu unterstützen, um die Bedingungen seines Kreditvertrags zu überarbeiten (amerika21 berichtete).

Die argentinischen Auslandsschulden betrugen im März 2023 insgesamt 276 Milliarden US-Dollar. Davon entfielen Schulden in Höhe von rund 148 Milliarden US-Dollar auf den Nationalstaat, mehr als 45 Milliarden davon beim IWF.

Das aufgrund seines Gesamtvolumens von bis zu 57 Milliarden US-Dollar und den bereits ausgezahlten rund 44 Milliarden US-Dollar als "Rekordkredit" bezeichnete Abkommen mit dem IWF aus dem Jahr 2018 war von Ex-Präsident Mauricia Macri (2015-1019) ausgehandelt worden. Die Umstände und Hintergründe hatten immer wieder zu Diskussionen und Kritik geführt und selbst der IWF räumte später Fehler bei der Kreditvergabe ein.