Agrarunternehmen in Honduras setzt Räumung durch, 700 Kleinbauernfamilien betroffen

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Rund 700 Familien wurden Opfer der Räumung, 350 Hektar Mais vernichtet
Rund 700 Familien wurden Opfer der Räumung, 350 Hektar Mais vernichtet

Guanchias, Yoro. Hunderte von Bauernfamilien sind im honduranischen Departement Yoro unter Einsatz eines großen Polizeiaufgebots von ihren Ländereien vertrieben worden. Ihre Ernten und Häuser wurden zerstört.

Betroffen sind Familien im Sektor Guanchias, die in rund 30 Betrieben der Nationalen Bauernföderation von Honduras (Fenach), des Nationalen Zentrums der Landarbeiter und der Bewegung der landlosen Bauern von Yoro zusammengeschlossen sind.

Der Besitz an diesen Ländereien wird von Azucarera del Norte SA (Azunosa) beansprucht, einem Unternehmen, das von der honduranischen Gruppe Caña de Azúcar Holdings und Inversiones Azucareras del Valle kontrolliert wird und das Zivilklagen gegen die Bauernorganisationen eingereicht hat. Diese Verfahren sind jedoch nicht abgeschlossen, und es gibt keine Entscheidung über das Eigentum an diesen Ländereien.

Nach Ansicht der Rechtshilfeorganisation "Bufete Estudios para la Dignidad" verstößt jede in diesem Kontext durchgeführte Räumung gegen die Grundprinzipien der Rechtsstaatlichkeit und eines ordnungsgemäßen Verfahrens.

Sie stellten auch einen Angriff auf die Bauernfamilien und das Recht auf Nahrung dar, da Azunosa "gewohnheitsmäßig" die Getreidekulturen zerstört, die auf dem Land angebaut werden, das das Unternehmen als ihres betrachtet.

"Es war eine massive Räumung. Mehr als hundert Polizisten kamen mit gepanzerten Fahrzeugen, um uns einzuschüchtern. Sie gaben uns zwei Stunden Zeit, um das, was wir dort hatten, zu entfernen. Und wie sollten wir das in so kurzer Zeit schaffen?", sagte der Fenach-Vorsitzende Julián Valdet gegenüber dem Portal La Rel.

Rund 700 Familien ‒ etwa 3.000 Menschen wurden Opfer der Räumung am 9. August, bei der Azunosa mehr als 350 Hektar Mais vernichtete.

Offizielle Zahlen belegen, dass 63 Prozent der Bevölkerung auf dem Land in Armut und 50 Prozent in extremer Armut leben.

"Im Land werden Nahrungsmittel gebraucht und diese Leute haben Hunderte von Hektar zerstört, auf denen wir etwa 30.000 Doppelzentner Mais ernten wollten. Das war barbarisch", sagte Valdez.

Noch am Tag vor der Räumung hatten die Bauernorganisationen mit dem Honduranischen Institut für landwirtschaftliche Vermarktung (IHMA) einen Vertrag über den Kauf und Verkauf von Mais unterzeichnet, der auf diesem Land produziert wurde.

Die Regierung von Xiomara Castro hat kürzlich die "Kommission für Agrarsicherheit und Zugang zu Land" eingesetzt (amerika21 berichtete), die unter anderem einen Gesetzesentwurf ausarbeiten soll, um die gravierenden Rückstände in Sachen Agrar- und Landreform zu beheben.

"Sie sagen, dass sie jeden Fall untersuchen werden, um Konflikte um Landbesitz zu lösen. Aber was wir erleben ist, dass sie weiterhin Vertreibungen durchführen. Und sie berücksichtigen dabei den Nahrungsmittelbedarf von Hunderten von Familien nicht. Die Menschen werden nicht tatenlos zusehen. Sie werden auf die Straße gehen und versuchen, dieses Land zurückzuerobern, denn ihr Leben hängt davon ab", sagte Valdez.

Angesichts dieser Situation forderten das Bufete Estudios para la Dignidad und der Bloque Popular Campesino e Indígena die Kommission auf, von neuen Räumungen gegen die Bauernfamilien abzusehen, während die von Azunosa angestrengten Gerichtsverfahren weiterlaufen. In dem Zusammenhang werde es möglich sein, die wiederholten Rechtsverletzungen durch das Unternehmen aufzuzeigen, betonten sie.

"Wir fordern, dass die Kommission bei ihrer Arbeit der Untersuchung der betrügerischen und gewaltsamen Art und Weise, mit der sich agroindustrielle Unternehmen Land der Agrarreform angeeignet haben, Priorität einräumt. Land, das laut Verfassung den bäuerlichen Familien zusteht", heißt es abschließend.