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Wirtschaft von Bolivien wächst trotz weltweiter Krisen

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Boliviens Präsident bei seiner Ansprache in Johannesburg beim Brics-Gipfel
Boliviens Präsident bei seiner Ansprache in Johannesburg beim Brics-Gipfel

La Paz. Die bolivianische Wirtschaft ist trotz anhaltender globaler Krisen wie dem Ukraine-Konflikt und den Spätfolgen der Covid-19-Pandemie im ersten Quartal 2023 weiter gewachsen. Mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,3 Prozent und einer Inflationsrate von 1,16 Prozent im Juli zeigt sich Boliviens Ökonomie stabil.

"Die Weltwirtschaft tendiert zu einer Rezession oder einem Rückgang des Wirtschaftswachstums, verbunden mit einem Inflationsdruck, vor allem in den entwickelten Ländern, aber Bolivien zeichnet sich durch ein positives Wirtschaftswachstum aus", erklärte der Minister für Entwicklungsplanung, Sergio Cusicanqui.

Laut seinem Ministerium, das die Zahlen vergangene Woche offiziell vorstellte, ist das Wachstum des BIP vor allem auf die Binnennachfrage zurückzuführen, was wiederum "die Rückkehr des Landes auf den Pfad des Wirtschaftswachstums bestätigt".

Die bolivianischen Kennzahlen decken sich dabei mit den staatlichen Steuer- und Finanzprognosen (PFF) für 2023, die im Januar von einem BIP-Wachstum um 4,8 Prozent sowie eine Inflationsrate von 3,2 Prozent aufs Jahr gesehen ausgingen. Gerade die Inflationsrate liegt damit deutlich unter dem für Lateinamerika erwarteten Durchschnittswert von 11,8 Prozent.

Vor allem mit Blick auf das durchschnittliche Wirtschaftswachstum Lateinamerikas, das von sieben (2021) und vier Prozent (2022) auf nur noch 1,6 Prozent (2023) gesunken ist, sei das bolivianische Wachstum bemerkenswert.

Sowohl die Preisstabilität und kontrollierte Inflation als auch die damit einhergehende Binnennachfrage sowie gestiegene öffentliche Investitionen seien hierbei Ergebnisse des 2006 unter Ex-Präsident Evo Morales eingeführten und von Präsident Luis Arce fortgesetzten "Produktiven, Sozialen Kommunitären Wirtschaftsmodells" (Modelo Económico Social Comunitario Productivo).

"Wir wollen, dass die Bolivianer mehr und mehr nationale Produkte konsumieren, und deshalb führen wir eine Industrialisierung mit Importsubstitution durch", erläutert Cusicanqui.

Mit der Erfolgsgeschichte dieses Modells einer sozialen und pluralistischen Wirtschaft, die zuvorderst der Bevölkerung und Industrialisierung des Landes dienen soll, stellte sich Präsident Arce auch auf zum 15. Gipfel der Brics-Gruppe in Johannesburg vor, zu dem ihn sein südafrikanischer Amtskollege Cyril Ramaphosa eingeladen hatte (amerika21 berichtete).

Bolivien hatte am 12. Juni offiziell sein Beitrittsgesuch zur Brics-Gruppe eingereicht und ist somit eines von über 20 Ländern, die dem Staatenblock, der bisher aus Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika besteht, beitreten möchten. Die Brics-Gruppe umfasst 40 Prozent der Weltbevölkerung und erwirtschaftet allein 30 Prozent des  weltweiten BIP und rund 20 Prozent des internationalen Handels.

In seiner Rede vor der Brics-Gemeinschaft betonte der bolivianische Präsident, dass die Erweiterung dieser Ländergruppe den Nationen den Zugang zu den internationalen Märkten ermöglichen werde, "ohne dabei ihre Würde aufs Spiel setzen zu müssen, ohne politische Konditionierung, Sanktionen oder militaristische Einschüchterung".

"Bolivien teilt mit den fünf Ländern, die derzeit die Brics bilden, die gemeinsame Vision einer internationalen Ordnung, die auf Gleichheit, Komplementarität, Solidarität, Inklusion, Konsens, gegenseitig vorteilhafter Zusammenarbeit, Achtung der Souveränität und Selbstbestimmung der Völker im Rahmen eines horizontalen Multilateralismus beruht", fuhr Arce fort. Wie sein brasilianischer Amtskollege, Luiz Inácio Lula da Silva, spricht sich Arce zudem für ein "multipolares Finanzsystems für die nachhaltige Entwicklung der Völker" aus.

Die positiven Wirtschaftszahlen spiegeln sich auch in den Zustimmungswerten der MAS-Regierung (Moviemiento al Socialismo) von Präsident Arce wider, die im Juli, nach etwa der Hälfte der Regierungszeit, von 33 auf 38 Prozentpunkte stiegen.