Mexiko: Maya-Indigene wehren sich gegen Infrastrukturprojekt "Puerta al mar"

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Die Gouverneurin von Quintana Roo, Mara Lezama Espinosa, beim Startsignal für das "Tor zum Meer"
Die Gouverneurin von Quintana Roo, Mara Lezama Espinosa, beim Startsignal für das "Tor zum Meer"

Felipe Carrillo Puerto, Quintana Roo. Am 29. August hat die Gouverneurin des mexikanischen Bundesstaates Quintana Roo, Mara Lezama Espinosa, das Startsignal für das umstrittene Megaprojekt "Tor zum Meer" (Puerta al Mar) gegeben und es als "symbolträchtiges Projekt" bezeichnet, das in die Geschichte eingehen werde.

Im Mai dieses Jahres wurde es von Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador (Amlo) angekündigt.

Das Projekt, das seit dem Beginn der Regierung von Lezama Espinosa von der regierenden Morena-Partei auf der Agenda steht, besteht darin, das Zentrum der Gemeinde Felipe Carrillo Puerto mit dem Meer zu verbinden. Es wird ein 55-57 Kilometer langer Weg durch den Dschungel gebaut, der den schnellen Zugang zum Meer in Richtung der Gebiete Playón und Vigía Chico ermöglichen soll.

Laut offizieller Information wird beim Bau der Landstraße die Biodiversität respektiert und die Umwelt geschützt. Der Bau des internationalen Flughafens und zweier Bahnhöfe des "Tren Maya", die sich in der Gemeinde befinden werden, sprächen für das touristische Potenzial. Durch den Tourismus werde die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung verbessert, heißt es von dieser Seite. Das Verteidigungsministerium ist für die Umsetzung und Betreuung beider Projekte zuständig.

Die Gemeinden der indigenen Maya von Carrilo Puerto, die den Weg Vigía Chico benutzen, haben ein Kommuniqué veröffentlicht, in dem sie anprangern, dass ein Teil der geplanten Landstraße im Biosphärenreservat Sian Ka’an gebaut wird. Sian Ka’an erstreckt sich über eine Fläche von 5.289 Quadratkilometer in den Gemeinden Tulum und Felipe Carrillo Puerto und wurde 1986 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Sie sehen das Infrastrukturprojekt als eine Bedrohung für die Selbstbestimmung in ihren Gemeinden. Denn für sie ist es ein auf den Tourismus orientiertes Wirtschaftsmodell, das ihnen das Land entzieht, Umweltprobleme verursacht und die Spaltung zwischen reich und arm vergrößern wird. Durch das Projekt würde ihren Bedürfnisse nicht nachgekommen, heißt es in dem Kommuniqué.

Die Gemeinden beklagen die Folgen, die solche Megaprojekte verursachen, u.a. dass Dienstleistungen wie Wasserversorgung, öffentlicher Verkehr und Strom teurer werden, so wie es in anderen Gemeinden des Bundesstaates bereits der Fall sei, wo nur die Immobiliengesellschaften profitieren. Eine weitere Folge sei die besitzrechtliche Anhäufung von Land in wenigen Händen und die Zerstörung kommunaler Flächen dadurch.

Die Maya-Gemeinden fordern von der Regierung, zuerst die Grundbedürfnisse wie Zugang zu Gesundheitsvorsorge und Bildung, Straßenbeleuchtung, umweltfreundliche Müllentsorgung sowie Bekämpfung der Kriminalität zu befriedigen. Sie stellen klar, dass sie gegen das Megaprojekt sind, auch weil es schnell und ohne die erforderlichen Untersuchungen von der Regierung genehmigt wurde. Über mögliche negative Folgen sei die betroffene Bevölkerung bis heute nicht informiert worden.

Die Gemeinden kündigten an, dass sie ihr Gebiet gegen Projekte wie "Puerta al Mar" verteidigen, die sich ihr Territorium aneigneten und sie ihres Lebens beraubten: "Wir werden nicht still sein und passiv zusehen", so das Kommuniqué.