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Gipfeltreffen der G77+China: Der globale Süden vereint in Havanna

Treffen endet mit Aufruf zu Einheit und Solidarität. Kampf gegen Armut und für eine gerechte Weltordnung zentral. UNO-Generalsekretär António Guterres zu Gast

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Brasiliens Präsident Lula da Silva bei seiner Rede in Havanna
Brasiliens Präsident Lula da Silva bei seiner Rede in Havanna

Havanna. Nach zweitägigen Beratungen ist am Samstag das Gipfeltreffen der Gruppe der 77 plus China (G77+) in Havanna zu Ende gegangen. An dem Treffen des 134 Länder umfassenden Zusammenschlusses nahmen mehr als 100 Delegationen sowie 30 Staats- und Regierungschefs teil. Prominentester Gast war der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres.

Gastgeber des Treffens war die kubanische Regierung, die seit Januar die rotierende Präsidentschaft des Staatenbündnisses innehat, das 80 Prozent der Weltbevölkerung repräsentiert. Unter dem Motto "Aktuelle Entwicklungsherausforderungen: Die Rolle von Wissenschaft, Technologie und Innovation" berieten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Palacio de Convenciones über Strategien zur Bewältigung der drängendsten Probleme der Länder des globalen Südens.

Im Zentrum der Debatten und Diskussionsforen stand der Kampf gegen Armut, der Klimawandel, die Reformierung der internationalen Finanzarchitektur, die Lösung der Schuldenfrage sowie die Rolle der G77+ bei der Herausbildung einer multipolaren Weltordnung. Nach den Worten des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio "Lula" da Silva soll dem wissenschaftlich-technologischen Fortschritt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zukommen. Bei seiner Rede in Havanna hob er besonders die verbesserten Möglichkeiten der Süd-Süd-Kooperation durch die digitale Revolution sowie die energetische Transition hervor.

Die Bedeutung der Zusammenarbeit der Länder des südamerikanischen Kontinentes zur Bewältigung der multiplen Krisen betonten auch die Staatsoberhäupter aus Argentinien, Kolumbien, Venezuela und Honduras in ihren Beiträgen. Der argentinische Präsident Alberto Fernández sprach dabei von einem anstehenden und notwendigen Epochenwechsel für die Länder Lateinamerikas und einem Ende der bestehenden Ungerechtigkeiten.

Der Gastgeber des Gipfeltreffens, Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel, äußerte sich ebenfalls in diesem Sinn und kündigte an, dass es nun der Globale Süden sei, der die Spielregeln ändern müsse.

Dieser Gestaltungsanspruch spiegelt sich auch in der neunseitigen Abschlusserklärung wider. Dabei bekräftigten die Gipfelteilnehmerinnen und Gipfelteilnehmer nicht nur die Notwendigkeit zur Schaffung von gemeinsamen Strategien und Konzepten zur Stärkung der Länder des Südens, sondern wiesen auch das Hegemoniestreben der imperialen Mächte zurück. Besonders deutlich äußerte sich in diesem Kontext Brasiliens Präsident und kritisierte die fortwährende US-Blockade gegen Kuba sowie die Listung Kubas in der US-Liste vermeintlich terrorunterstützender Staaten. Der kubanischen Regierung hingegen dankte er für ihre Bemühungen zur Etablierung einer multipolaren und gerechteren Weltordnung.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres dankte Kuba als Gastgeber des Gipfeltreffens für seinen Einsatz auf der internationalen Bühne und bezeichnete den Zugang des globalen Südens zu Wissenschaft, Technologie und Innovation als einen entscheidenden Faktor zur Entwicklung. Auf politischer Ebene wurde in der Schlusserklärung die Notwendigkeit einheitlichen und solidarischen Handels im aktuellen internationalen Kontext hervorgehoben.

Beschlossen wurde das Gipfeltreffen in der kubanischen Hauptstadt mit einem Aufruf an die internationale Gemeinschaft zur Gewährleistung offener, gerechter, inklusiver und nicht-diskriminierenden Bedingungen bei der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung.