Caracas. Venezolanische Behörden haben verstärkt Verhandlungen mit neuen und alten Partnern aufgenommen, um die Rohölproduktion und die Einnahmen während der von der US-Regierung angekündigten sechsmonatigen Lockerung der Sanktionen zu erhöhen.
Vor kurzem hat das staatliche Erdölunternehmen PDVSA mit mindestens drei Kunden Spot-Verträge mit einer Vorauszahlungsklausel unterzeichnet.
Seit 2017 hat Washington Finanzsanktionen und ein Exportembargo gegen PDVSA verhängt und gleichzeitig sekundäre Sanktionen und Drohungen gegen ausländische Ölunternehmen und Akteure, die mit Venezuela zu tun haben, ausgesprochen. Die Ölproduktion sank daraufhin auf einen historischen Tiefstand, da sich die Anlagen aufgrund mangelnder Wartung, Korruption und Abwanderung von Fachkräften stark verschlechterten.
Nach der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen der Regierung von Nicolás Maduro und der von den USA unterstützten Opposition am 18. Oktober erteilte das US-Finanzministerium zeitlich begrenzte Lizenzen, die Produktion, Investitionen und Verkauf im Öl- und Gassektor erlauben (amerika21 berichtete). Seitdem haben die Ölbehörden vor allem Dienstleistungen und Ausrüstung geordert, um Bohrlöcher und Bohrinseln zu reaktivieren und die Produktionskapazitäten zu erweitern. Gleichzeitig soll versucht werden, lange gelagertes Rohöl zu exportieren.
Venezuelas Ölministers und PDVSA-Präsident Pedro Tellechea hatte im Juli erklärt, das Unternehmen wolle 27.966 Bohrlöcher wieder in Betrieb nehmen, mit dem Ziel, bis Ende 2024 1,7 Millionen Barrel am Tag (bpd) zu erreichen.
Am 2. November erwarb das schwedische Ölunternehmen Maha Energy die Rechte an einer Minderheitsbeteiligung am Joint Venture PetroUrdaneta, das drei Onshore-Felder im Maracaibo-Becken betreibt. Maha kaufte den Anteil von Novonor Latinvest, einer Tochtergesellschaft des brasilianischen Mischkonzerns Novonor (ehemals Odebrecht), der eine 40-prozentige Beteiligung an dem Unternehmen hielt, PDVSA hält 60 Prozent.
Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Kjetil Solbraekke, sagte gegenüber Bloomberg, das Unternehmen werde sich darauf konzentrieren, stillgelegte Bohrlöcher durch kostengünstige Eingriffe schnell wieder in Betrieb zu nehmen, um die Rohölproduktion in zwei bis drei Jahren von derzeit 1.000 bpd auf 20.000-40.000 bpd zu steigern.
Am 8. November unterzeichnete Tellechea eine Vereinbarung mit dem französischen Energieunternehmen Maurel & Prom über die Förderung von 50.000 bis 64.000 Barrel Rohöl und Erdgas pro Tag im Joint Venture Petroregional del Lago am Maracaibo-See.
Die Vereinbarung sieht vor, dass ein Teil der Einnahmen zur Begleichung der ausstehenden Schulden Venezuelas in Höhe von 914 Millionen US-Dollar verwendet wird. Das Unternehmen ist auch an einem 1,5 Milliarden Dollar teuren Plan zum Auffangen von Methanemissionen beteiligt.
"Nach fünf Jahren kehren wir zu diesem Joint Venture zurück, das ist ein außergewöhnlicher Schritt", sagte der Präsident von Maurel & Prom Iberoamerica, Olivier de Langavant, während einer Zeremonie in Caracas.
Tellechea betonte, die Vereinbarung werde zu einer "sehr bedeutenden Entwicklung" am Maracaibo-See führen. Zudem sei ein Gasabfackelungsprojekt im Bundeststaat Monagas "fast fertig", um gemeinsam mit Maurel & Prom, der spanischen Repsol und der italienischen Eni betrieben zu werden. Die beiden Letztgenannten erhielten vom US-Finanzministerium im Mai 2022 eine Ausnahmegenehmigung, um aufgelaufene Schulden und Dividenden aus ihren Joint Ventures in Venezuela zu begleichen.
PDVSA und Eni haben unlängst zusätzlich etwa 2.000 Barrel Corocoro-Rohöl in einer schwimmenden Lager- und Entladeanlage im Golf von Paria gefördert und gelagert, deren Betrieb seit 2019 aufgrund der US-Sanktionen eingestellt war.
Aktuell ist China das Hauptziel venezolanischer Rohöllieferungen, die in diesem Jahr im Rahmen bilateraler Vereinbarungen und der Rückzahlung von Schulden durchschnittlich 430.000 bpd betragen.
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