Mexiko: Interozeanischer Zug trotz Protesten indigener Gemeinden eingeweiht

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Indigene Gemeinden wehren sich in Mexiko gegen das Interozeanische Zugprojekt
Indigene Gemeinden wehren sich in Mexiko gegen das Interozeanische Zugprojekt

Mexiko-Stadt. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador hat am Freitag die Zuglinie "Interozeanischer Korridor" eingeweiht. Diese und die damit verbundene Industrialisierung Südmexikos sei ein "strategisches Projekt" seiner Amtszeit, betonte er.

Der erste, komplett ausgebuchte Personenzug fuhr von der Hafenstadt Salina Cruz im Bundesstaat Oaxaca nach Coatzacoalcos in Veracruz. Neben der 227 Kilometer langen Strecke zwischen Pazifik und Atlantik sind auch neue Strecken nach Chiapas geplant, um das Schienennetz mit dem kürzlich eingeweihten Tren Maya (amerika 21 berichtete) zu verbinden und den Transport Richtung Guatemala zu verbessern. 

Die schon vor der mexikanischen Revolution gebaute, später privatisierte und vor Jahren stillgelegte Zugstrecke wurde unter der aktuellen Regierung modernisiert. Sie soll, auch aufgrund des überlasteten Panama-Kanals, die Kapazitäten für den Güterverkehr zwischen dem Pazifik und dem Atlantik erhöhen.

Die momentan noch eingleisige Zugverbindung verfügt über eine Transportkapazität von aktuell 300.000 Containern pro Jahr, soll jedoch noch massiv ausgebaut werden. Der gesamte Interozeanische Korridor wird von der mexikanischen Marine verwaltet, was zu Kritik von Seiten sozialer Organisationen führte. Zusätzlich sind in der Region zehn Industrieparks geplant, den Investoren werden Steuervergünstigungen angeboten.

Das Großprojekt im Isthmus von Tehuantepec stieß an einigen Orten auf lokalen Widerstand. Indigene Gemeinden der Zapoteken und Mixe befürchten Wasserknappheit und andere negative ökologische Auswirkungen. Sie kritisieren eine ungenügende Mitsprache im Entwicklungsplan für die Region. Zudem fordern sie eine bessere medizinische Versorgung und den Ausbau der öffentlichen Bildung.

Die Bauarbeiten des Projekts wurde von zahlreichen Protesten begleitet. Die Behörden eröffneten Strafverfahren gegen 44 Aktivist:innen der Ortschaft Mogoñe Viejo in der Gemeinde San Juan Guchicovi und gegen 17 weitere in Puente Madera, San Blas Atempa.

Soziale Bewegungen verurteilen die Kriminalisierung der Proteste. Auch am Tag der Einweihung des Personenverkehrs waren Demonstrierende präsent: Bauern und Arbeiter brachten an den Gleisen ihren Protest zum Ausdruck, "der auch nicht durch die Präsenz der Marine gestoppt werden konnte", berichtete die Union der indigenen Gemeinschaften der nördlichen Zone des Isthmus (Ucizoni).