Mexiko: Präsident López Obrador weiht umstrittenen Tren Maya ein

mexiko_lopez_obrador_einweihung_tren_maya.jpeg

Am 15. Dezember weihte López Obrador die erste Teilstrecke des Tren Maya in Mexiko ein
Am 15. Dezember weihte López Obrador die erste Teilstrecke des Tren Maya in Mexiko ein

San Francisco de Campeche. Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador hat den ersten Abschnitt des "Tren Maya" (Maya-Zug) eingeweiht. Von der Ortschaft San Franciso im Bundesstaat Campeche fuhr der Staatschef am Freitag mit einer Sonderdelegation auf der fertiggestellten Zugstrecke bis in das Touristenzentrum Cancún in der Karibik.

Das Mega-Projekt gilt als das ehrgeizigste Infrastrukturprojekt des im nächsten Jahr aus seinem Amt scheidenden linken Präsidenten. Kritiker:innen, insbesondere Indigene und Umweltschützer:innen, erneuerten ihre Ablehnung des Projektes. Am Samstag fuhr auch der erste öffentliche Personenzug von Campeche nach Cancún.

Auf dem Kurznachrichtendienst X feierte López Obrador: "Heute waren die Menschen über die Einweihung des ersten Abschnitts des Tren Maya von Campeche nach Cancún sehr erfreut. Am 31. Dezember wird es von Cancún nach Palenque weitergehen, und am 29. Februar die gesamten 1.554 Kilometer. Langsam, aber sicher, wird der Traum zur Realität".

Der Tren Maya wird die südöstlichen Bundesstaaten Tabasco, Chiapas, Campeche, Yucatán und Quintana Roo miteinander verbinden. Insgesamt 20 Bahnhöfe und 14 kleinere Haltestellen wird die Strecke umfassen. Dabei verbindet die Zuglinie einige der ärmsten Regionen mit touristischen Zentren wie den Maya-Ruinen von Palenque und der "Riviera Maya" an der Ostküste der Halbinsel Yucatán.

Die Regierung von López Obrador erhofft sich vom Tren Maya einen Wirtschaftsaufschwung für den gesamten Südosten. Doch die Eröffnung hat auch einen symbolischen Wert: 173 Jahre nach der Eröffnung der ersten Zugstrecke in Mexiko und 30 Jahre nach der Privatisierung der Gleise und des Endes der Personenzüge fährt im Land wieder ein öffentlicher Personenzug.

Kritiker:innen verweisen jedoch darauf, dass die bisherigen Kosten von umgerechnet 27,5 Milliarden Euro das ursprünglich geplante Budget um das Dreifache übersteigen. Auch ist fraglich, ob der Betrieb jemals ohne massive staatliche Subventionen möglich sein wird. Den Tren Maya sehen Beobachter:innen des Weiteren als einen Ausdruck einer zunehmenden Militarisierung des Staates: López Obrador hatte das Unternehmen der Führung der Streitkräfte anvertraut.

Insbesondere Indigene und Umweltschützer:innen haben das Projekt von Beginn an kritisiert. Durch die massiven Abholzungen und die schwer kalkulierbaren Folgen für das fragile Ökosystem auf der Yucatán Halbinsel sprechen sie von einem "Ökozid". Das ohne ernsthafte Konsultation der einheimischen Bevölkerung, vor allem Maya-Indigene, und in rasantem Tempo umgesetzte Entwicklungsprojekt wird als "neo-kolonialistisch" kritisiert.

Samuel Jouault, Professor und Forscher der Abteilung für Sozialprojekte der Autonomen Universität von Yucatán, erklärt: "Innerhalb von 60 Jahren haben wir auf der Yucatán Halbinsel von Monokulturen der Agave auf die Monokultur des Tourismus gewechselt. Der Zug beschleunigt den touristischen Charakter der Region und fördert sie als die einzige wirtschaftliche Option". Dies werde zu einer zunehmenden Erschließung historischer Gebäude und ganzer Ortschaften als "nationale Reichtümer" und praktisch zur Enteignung der angestammten, vor allem indigenen Bevölkerung, führen, so Joucault.

Der Nationale Indigene Kongress (CNI) und El Sur Resiste ("Der Süden leistet Widerstand"), ein Bündnis von Gemeinden, Kollektiven und Organisationen im mexikanischen Südosten, richteten anlässlich der Einweihung ein Kommuniqué an López Obrador: "Was wirst Du einweihen? Die Abholzung der Halbinsel? Die Zerstörung der Cenoten? Die größte Zerstörung von Kulturen?"

El Sur Resiste und der CNI sprechen sich des Weiteren grundsätzlich gegen alle Megaprojekte aus, die "der Natur schaden und die Völker enteignen", seien es Häfen, Flughäfen, Eisenbahnen, Wind- und Industrieparks oder Reservate. Sie verurteilen auch, dass es im Zuge der Bauarbeiten zu Versuchen der Privatisierung örtlichen Gemeindebesitzes gekommen sei.