Venezuela / Wirtschaft

Trotz US-Zwangsmaßnahmen: Erdölproduktion in Venezuela auf Fünf-Jahres-Hoch

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Venezuelas Ölindustrie hat sich trotz US-Sanktionen langsam erholt
Venezuelas Ölindustrie hat sich trotz US-Sanktionen langsam erholt

Caracas. Der venezolanische Ölsektor hat die höchste Fördermenge seit Anfang 2019 erreicht. Der jüngste OPEC-Monatsbericht registrierte die Produktion der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA und privater Partner im Juni bei 851.000 Barrel pro Tag (bpd).

Dies geht auf die Messung durch sekundäre Quellen zurück und entspricht einem Anstieg um 21.000 Barrel pro Tag im Vergleich zum Juni. Es ist der höchste Wert seit der Verhängung eines Ölembargos durch Washington im Januar 2019.

PDVSA berichtete indes über eine höhere Produktion von 922.000 bpd, gegenüber 910.000 bpd im Vormonat. Die venezolanische Regierung hat wiederholt angekündigt, die Schwelle von einer Million bpd zu überschreiten. Laut Reuters blieben die Ölexporte im Juni stabil.

Der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes wird nach wie vor durch einseitige Zwangsmaßnahmen stark eingeschränkt. Seit 2017 hat das US-Finanzministerium Finanzsanktionen, ein Exportembargo, sekundäre Sanktionen und eine Reihe anderer Maßnahmen verhängt. Diese zielen darauf ab, Venezuelas Auslandseinnahmen zu beschneiden.

Im Oktober 2023 erteilte die Regierung von Joe Biden eine sechsmonatige Lizenz, die es PDVSA erlaubte, Rohöl frei an globale Kunden zu verkaufen, ohne auf unzuverlässige Zwischenhändler angewiesen zu sein oder erhebliche Rabatte zu geben.

Im April verhängte Washington jedoch erneut weitreichende Sanktionen mit der Begründung, die Regierung von Nicolás Maduro habe eine Wahlvereinbarung mit der Hardliner-Opposition nicht eingehalten. Die venezolanische Regierung wies die Vorwürfe zurück und beschuldigte die USA des "Wirtschaftsterrorismus" (amerika21 berichtete).

Die Sanktionen führten zu einem drastischen Rückgang der Ölproduktion. In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 erreichte sie einen Tiefstand von rund 350.000 bpd. Seitdem hat sie sich langsam erholt, auch wenn die Branche nach wie vor von operativen Problemen und Korruption geplagt wird.

Die durch die Sanktionen auferlegten Beschränkungen haben PDVSA dazu veranlasst, sich zur Steigerung der Produktion auf private Partner zu stützen.

Das Gemeinschaftsunternehmen Petrocabimas, das leichtes und schweres Rohöl aus Bohrlöchern im Westen Venezuelas pumpt, stand kürzlich im Mittelpunkt einer Kontroverse, als der Minderheitsaktionär, das spanische Unternehmen Suelopetrol, Berichte über den Verkauf seiner Beteiligung dementierte.

Die Erklärung von Suelopetrol folgte auf eine öffentliche Ankündigung der Globalable Holding, an deren Spitze der venezolanische Unternehmensmogul Ricardo Cisneros steht. Demnach werde sie Petrocabimas mit dem Ziel einer Produktionssteigerung von derzeit 12.000 bpd auf 50.000 bpd in einigen Jahren umgestalten. Die PDVSA, die 60 Prozent an Petrocabimas hält, hat die widersprüchlichen Berichte über den Minderheitsaktionär des Unternehmens noch nicht geklärt.

Globalable erklärte, dass die Allianz dem "Chevron-Modell" folgen werde, in Anspielung auf den US-Ölgiganten, der seit Erhalt einer Lizenz des US-Finanzministeriums Ende 2022 die Aktivitäten in seinen gemeinsamen Projekten in Venezuela ausweitet.

Die Notwendigkeit, die Sanktionen zu umgehen, hat dazu geführt, dass PDVSA den Betrieb von Ölfeldern und den Verkauf von Rohöl an Minderheitspartner, insbesondere Chevron, abgegeben hat, obwohl die venezolanische Gesetzgebung vorschreibt, dass die Ölgesellschaft diese Aufgaben selbst übernehmen muss.

Caracas hat sich bemüht, die Bedingungen für ausländische Investoren zu verbessern, um die wirtschaftliche Erholung anzukurbeln. Maduro gab kürzlich bekannt, dass seine Regierung Investitionen aus den Brics-Ländern für die Grundstoffindustrie des Landes gesichert habe.

Berichten zufolge will die indische Jindal-Gruppe Anteile an einem staatlichen venezolanischen Eisenerzkomplex übernehmen. Sie bemüht sich beim US-Finanzministerium um eine entsprechende Lizenz.

Im Bereich der Petrochemie wird die türkische Yildirim-Gruppe, ein großer Schifffahrts- und Bergbaukonzern, nach Abschluss eines Abkommens mit dem staatlichen Petrochemieunternehmen Pequiven 750 Millionen US-Dollar in den Bau einer Ammoniakanlage investieren.

Bei diesen sogenannten "strategischen Allianzen", an denen öffentliches Vermögen beteiligt ist, werden die Einzelheiten der Vereinbarungen nicht veröffentlicht. Jedoch handelt es sich in der Regel um zeitlich befristete Konzessionen, die keine Änderungen der Eigentumsverhältnisse beinhalten.

Einige Teile der venezolanischen Linken haben die Angebote an den privaten Sektor wegen ihrer mangelnden Transparenz und der geringeren Rolle des Staates kritisiert.