Montevideo. Der frühere Tupamaro und Präsident von Uruguay, José "Pepe" Mujica, hat in einem Interview am Dienstag erklärt, er wolle sich von seinen "Genossen und Landsleuten verabschieden". Er befinde sich im Sterbeprozess, weil der Speiseröhrenkrebs auf die Leber übergegriffen habe und das Fortschreiten der Krankheit nicht aufgehalten werden könne.
Der 89-Jährige hatte am 29. April letzten Jahres bei einer Pressekonferenz bekannt gemacht, dass ein Karzinom in der Speiseröhre festgestellt wurde.
Nun sei keine weitere Behandlung mehr möglich. "Warum? Weil ich ein alter Mann bin und weil ich zwei chronische Krankheiten habe. Für eine biochemische Behandlung oder eine Operation ist kein Raum, weil mein Körper das nicht mehr erträgt", sagte Mujica im Interview mit der uruguayischen Wochenzeitung Búsqueda.
Er bitte nun darum in Ruhe gelassen und nicht mehr "zu Interviews oder sonst etwas" aufgefordert zu werden. "Mein Zyklus ist vorbei. Offen gesagt, ich sterbe. Der Krieger hat das Recht, sich auszuruhen."
Mujica ist Mitglied der Partei "Movimiento de Participación Popular" und regierte von 2010 bis 2015 als Präsident mit dem Mitte-links Bündnis Frente Amplio. Im Oktober 2020 legte er seinen Senatsposten aus Gesundheitsgründen nieder und erklärte den Rückzug aus der Politik.
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Ende der 1960er Jahre gehörte er zu den Gründern der Stadtguerilla "Movimiento de Liberación Nacional ‒ Tupamaros" und wurde mehrfach verhaftet. Von 1972 bis 1985 war er Gefangener der Militärdiktatur, die meiste Zeit in Isolationshaft und körperlicher Folter ausgesetzt.
Mujica hatte zuletzt noch mehrfach Interviews gegeben und im vergangenen Jahr den (siegreichen) Präsidentschatskandidaten der Frente Amplio, Yamandú Orsi, im Wahlkampf unterstützt.
Am 5. Dezember 2024 ehrten die Präsidenten von Kolumbien, Gustavo Petro, und Brasilien, Luiz Inácio Lula da Silva, Mujica mit den höchsten Auszeichnungen ihrer Länder. Beide besuchten ihn in seinem kleinen Landgut in Rincon del Cerro.
Petro betonte dabei dessen Verdienste für Frieden, Dialog und Versöhnung. Lula sagte, dies sei eine Anerkennung für seinen "unermüdlichen Kampf. Ein Beispiel für uns alle."
"Ich bin kein Mann der Auszeichnungen und Medaillen. Ich bin ein Mann des Volkes, der getan hat, was ich mit meinem Volk tun konnte, und nichts weiter", erwiderte der Geehrte.