Mexiko-Stadt. Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum hat eine neue Verfassungsinitiative vorgestellt, die den Anbau von gentechnisch verändertem Mais untersagt.
Der Initiativtext schlägt auch vor, Mais als Teil der "nationalen Identität" zu definieren. Beim Anbau dieser Kulturpflanze sollen agroökologische Techniken gefördert werden, so Sheinbaum.
Sie präsentiert ihre Initiative, nachdem Mexiko Ende 2024 vor einem Schiedsgericht des nordamerikanischen Freihandelsabkommens T-Mec (USA, Kanada, Mexiko) einen Streitfall zu Genmais verloren hat. Der Konflikt entstand, nachdem Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador ein Dekret erlassen hatte, das den Erwerb, die Verwendung und den Import von genetisch verändertem Mais für den menschlichen Verzehr verbot (amerika 21 berichtete). Die USA und Kanada argumentierten, diese Maßnahmen würden gegen die Verpflichtungen des T-MEC verstoßen. Zudem habe Mexiko die reklamierten Gesundheitsrisiken des gentechnisch manipulierten Genmaises nicht wissenschaftlich belegt.
Sheinbaum will nun den Schutz im Ursprungsland des Mais verfassungsrechtlich verankern. Doch Organisationen, die sich seit Jahren gegen den Genmais und den Einsatz von Glyphosat wehren, sind von der Initiative enttäuscht: Sie verbiete zwar den Anbau von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko, sehe aber kein Verbot der Einfuhr für den menschlichen Verzehr mehr vor, so die Kritik.
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Die nationale Kampagne "Ohne Mais kein Land" (Sín Maíz no hay País) betont, die neue Verfassungsreform müsse "klar und deutlich" zum Ausdruck bringen, dass sie sowohl den Anbau von gentechnisch verändertem Mais als auch dessen Konsum verbiete. Die Maissorten sollten als "biokulturelles Erbe" betrachtet werden, da sie nicht nur ein "identitätsstiftendes Element" seien, sondern auch eine "genetische Ressource", die durch die Patentierung von Genen ernsthaft von der Enteignung bedroht sei.
Für den Anwalt David Rivero Fragoso von "Ohne Mais kein Land" handelt es sich bei Sheinbaums Vorschlag um einen "Verrat" am Dekret von López Obrador. In der Einschätzung Riveros spielt der aktuelle politische Kontext eine entscheidende Rolle. Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump und der Niederlage Mexikos vor dem T-Mec-Gremium habe die Präsidentin die Einschätzung, die Schlacht sei verloren. "Sie will weitere Konflikte vermeiden", sagte Rivero in einem Interview mit "La Coperacha".
Die gentechnische Kontamination von einheimischem Mais wurde in Mexiko erstmals im Jahr 2001 nachgewiesen. Mexiko gilt als Ursprungszentrum der biologischen Vielfalt sowie der Domestikation und Diversifizierung von 59 Maissorten.
In der als Unesco-Weltkulturerbe anerkannten mexikanischen Küche ist Mais allgegenwärtig. Im Durchschnitt konsumiert jeder Mexikaner und jede Mexikanerin täglich 328 Gramm Mais. Der Verbrauch kann weitgehend durch den Anbau im Land abgedeckt werden, aber Mexiko importiert große Mengen an Genmais aus den USA für industrielle Zwecke, unter anderem für Nutztierfutter.