Mexiko-Stadt. Die Zahlen zur Gewalt an Frauen sind in Mexiko weiterhin hoch. Dem Innenministerium zufolge wurden zwischen Januar 2024 und Januar 2025 413 Frauen ermordet, 179 von ihnen aus geschlechtsspezifischen Motiven. In diesem Fall sprechen die Behörden von einem Feminizid.
Claudia Sheinbaum, die seit rund einem halben Jahr als Präsidentin im Amt ist, will mit mehreren groß angelegten Programmen den Schutz von Frauen weiter stärken und Strategien für eine zukünftige Politik entwickeln. Sie gehört wie ihr Amtsvorgänger Andrés Manuel López Obrador der progressiven Partei Morena (Bewegung der Nationalen Erneuerung) an.
Zu den Maßnahmen zählt eine nationale Gewaltschutz-Hotline für Frauen, die seit dem 1. Mai funktioniert. Dort können Nutzerinnen Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt melden. Die Mitarbeitenden beraten sie dann im Hinblick auf Rechtsfragen und unterstützen die Frauen psychisch und emotional.
Die nationale Telefonnummer ist eine von fünf Initiativen, die die Präsidentin in ihrer morgendlichen Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch ankündigte. Als zweites soll ein Netzwerk "Tejedoras de la Patria" (in etwa: Heimat-Netzwerkerinnen) gegründet werden. Dort können sich Freiwillige anmelden und erhalten die sogenannte "Cartilla de los derechos de las Mujeres", eine Aufklärungsbroschüre über die Rechte von Frauen, zum Verteilen. Die Frauen sollen zu Multiplikatorinnen werden, die in ihrer Gemeinschaft über die Angebote des Frauenministeriums sowie über Anlaufstellen im Fall von Gewalt aufklären. Jede Freiwillige soll fünf weitere Frauen rekrutieren, sodass im ersten Jahr mit hunderttausend Netzwerkerinnen gerechnet werde, so Frauenministerin Citlali Hernández.
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Als dritte Initiative ruft die Regierung eine Webseite mit Rechtsanwältinnen ins Leben. Bis zu 800 Juristinnen sollen sich landesweit als rechtliche Begleitung beim Frauenministerium registrieren lassen, um Frauen den Zugang zum Recht zu gewährleisten. Priorität hätten dabei unter anderem indigene Gemeinden, weshalb es wünschenswert sei, dass die Rechtsanwältinnen auch indigene Sprachen sprechen.
Die vierte Initiative betrifft die sogenannten "Centros Libre". Dieses Programm wird in Zusammenarbeit mit den Bundesstaaten durchgeführt und fasst einige der Programme des inzwischen aufgelösten Fraueninstituts und der Nationalen Kommission zur Verhütung und Beseitigung von Gewalt gegen Frauen zusammen. Um landesweit mehr als 670 dieser Zentren zu schaffen, investiert die Regierung umgerechnet rund 34 Millionen Euro. Die Zentren seien Räume für Frauen mit umfassender Kinderbetreuung und Dienstleistungen, die darauf abzielten, "ihre Rechte und ihre Autonomie zu fördern, Gewalt vorzubeugen und zu bekämpfen sowie dazu beizutragen, Gemeinschaftsnetzwerke zu konsolidieren", betonte Ministerin Hernández. Einen Teil der Mittel könnten die Nutzerinnen auch nach eigenen Schwerpunkten ausgeben, etwa für Selbstverteidigungskurse oder Fortbildungen.
Als fünfte Maßnahme soll es bis zum Jahresende in verschiedenen Landesteilen Versammlungen zum Thema "Stimmen für die Gleichstellung und gegen die Gewalt" geben.
"Wir werden in den Gemeinden mit dem höchsten Grad an Gewalt gegen Frauen beginnen, damit die Frauen sich äußern können, sagen können, was sie brauchen, wie sie unterstützt werden können und wie wir andere Hilfen in die Wege leiten können", sagte Sheinbaum in ihrer Pressekonferenz. Schon im Mai und Juni sollen 300 solcher Versammlungen organisiert werden. Bis Dezember soll die Zahl auf rund 600 gestiegen sein. Aus den Vorschlägen der Teilnehmerinnen sollen weitere politische Maßnahmen entwickelt werden.