Mexiko-Stadt. Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum hat den Start des neuen staatlichen Programms "Souveränität ernten" (Cosechando Soberanía) verkündet, das die Selbstversorgung des Landes mit Grundnahrungsmitteln verbessern soll.
Mehr Eigenständigkeit im Agrar- und Lebensmittelsektor sei "die beste Verteidigung gegen jegliche Zölle", welche die Regierung von Donald Trump verhängt habe, betonte Sheinbaum vor Tausenden von Bauern und Bäuerinnen am vergangenen Samstag in Zinapécuaro, einem indigenen Ort im Bundesstaat Michoacán.
Mit dem Programm können kleine und mittlere Landwirte günstig verzinste Kredite mit technischer Unterstützung sowie Beratung erhalten, um ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Insbesondere Mais, Bohnen, Kaffee, Kakao und Honig werden gefördert. Für diese Produkte sollen "faire Preise" garantiert werden.
Tags zuvor hatte Landwirtschaftsminister Julio Berdegué Sacristán erklärt, dass die Kredite einen Höchstzinssatz von 8,5 Prozent haben werden, rund die Hälfte des marktüblichen Zinses. Die Kredite sind gekoppelt an eine Versicherung gegen klimatisch bedingte Produktionsausfälle.
Berdegué räumte ein, dass gegenwärtig drei Viertel des im Land konsumierten Reises importiert werden. Auch rund die Hälfte des verbrauchten Maises stammt aus Importen. Wichtigstes Herkunftsland für beide Produkte sind die USA. Der von dort stammende genveränderte Mais wird in Mexiko jedoch hauptsächlich als Futtermittel verwendet.
Sie schätzen unsere Berichterstattung?
Dann spenden Sie für amerika21 und unterstützen unsere aktuellen Beiträge über das Geschehen in Lateinamerika und der Karibik. Damit alle Inhalte von amerika21.de weiterhin für Alle kostenlos verfügbar sind.
2025 werden die Kosten für das Programm voraussichtlich 54 Milliarden mexikanische Pesos betragen, rund 2,4 Milliarden Euro. Dieses Jahr sollen 300.000 kleine und mittelgroße Produzenten von Mais, Bohnen, Reis, Kakao und Honig unterstützt werden, bis 2030 dann 750.000 Landwirte. Fünf Prozent ihrer Produkte will der Staat aufkaufen, um sie in den 25.000 staatseigenen Verkaufsstellen zu subventionierten Preisen in den bedürftigsten Regionen des Landes anzubieten.
Bereits die Regierung von Andrés Manuel López Obrador (2018-2024) ließ verlauten, dass sie an der Selbstversorgung des Landes arbeite. Im damaligen Staatshaushalt wurden jedoch nur geringe Mittel dafür zur Verfügung gestellt. Der Anteil des nationalen Budgets für den Agrarsektor ist indes auch 2025 mit rund 1,25 Prozent relativ niedrig.
Vergangenes Jahr stiegen die Importe von Grundnahrungsmitteln auf ein historisches Hoch. Laut dem Branchenverband der Agromärkte GCMA stieg die Einfuhr von Getreide 2024 um 16,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 46,7 Millionen Tonnen an. Mehr als die Hälfte des konsumierten Getreides stammte aus Importen. Einer der Gründe für die sinkende landwirtschaftliche Produktion Mexikos ist die anhaltende Dürre, die besonders den Norden des Landes seit Jahren im Griff hat.
Im Süden des Landes, wo Kleinbetriebe die Landwirtschaft prägen, beraten derzeit viele Gemeinden über die Umsetzung von Sheinbaums neuem Programm.