Mexiko: Netzwerk will Arbeitsrechte von Frauen stärken

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Das Netzwerk Unidas trat Ende März an die Öffentlichkeit
Das Netzwerk Unidas trat Ende März an die Öffentlichkeit

Mexiko-Stadt. In Mexiko ist das Netzwerk "Unidas" (Gemeinsam) von mehreren Stiftungen und NGO gegründet worden und will vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Textilindustrie, Hausarbeit und Arbeit für digitale Plattformen tätig werden. Hintergrund ist die immer noch geringe Beteiligung von Frauen am formellen Arbeitsmarkt im Land.

Knapp die Hälfte aller Frauen ging 2024 einer bezahlten Arbeit nach, allerdings verfügten weniger als die Hälfte von ihnen über einen Arbeitsvertrag. Der Rest arbeitete auf dem sogenannten informellen Arbeitsmarkt, also beispielsweise als fliegende Verkäuferin, Haushaltsangestellte oder in der Landwirtschaft. Ihre Arbeitsrechte sollen nun mit einem neuen Netzwerk gestärkt werden.

Im Landwirtschaftssektor haben laut dem Nationalen Institut für soziale Entwicklung 90 Prozent der Arbeiterinnen keinen formellen Vertrag und knapp 87 Prozent sind nicht sozial abgesichert. Das mexikanische Statistikinstitut führt zu diesen Bereichen regelmäßig qualitative Umfragen durch. 96 Prozent der Angestellten in privaten Haushalten haben keinen schriftlichen Vertrag und rund 71 Prozent erhalten keine Sozialleistungen. In der Bekleidungsindustrie haben durch die Fabrikarbeit in den Maquiladoras zwar die meisten Arbeiterinnen Verträge, allerdings sind 52 Prozent nicht sozialversichert. Bei digitalen Plattformen, beispielsweise bei Essenslieferdiensten, hat keine der weiblichen Beschäftigten einen Vertrag, der sie als Arbeitnehmerin mit Zugang zu Sozialversicherung und Sozialleistungen anerkennt. Allerdings hat das mexikanische Parlament vor kurzem eine Reform in diesem Sektor beschlossen, die rund 100.000 Arbeitnehmerinnen zugutekommen könnte.

Die Organisation von Arbeitnehmerinnen in diesen Sektoren soll ein Schlüssel sein, um menschenwürdige Arbeit, soziale Sicherheit, Löhne, Mitverantwortung für die Pflege und Gewaltfreiheit zu fordern. Frauen, die in digitalen Plattformen und als Lieferantinnen arbeiten, sind einer hohen Zahl von (sexuellen) Belästigungen ausgesetzt. Anfang 2025 fiel die Fahrerin Karla Patricia einem Frauenmord zum Opfer.

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"Die Vielfalt der Erfahrungen von Arbeitnehmerinnen ist unsere größte Stärke. Die organisierten Frauenkollektive machen die Ungerechtigkeiten und Probleme, mit denen sie konfrontiert sind, sichtbar und versuchen, die Machtverhältnisse zu ändern, die die Prekarität im Leben und bei der Arbeit normalisieren", sagte Valeria Berumen, Referentin für strategische Kommunikation von ProDESC, eine der Gründerinnen des Netzwerks. Diee feministische Orrganisation ProDESC (Proyecto de Derechos Económicos, Sociales y Culturales) führt Prozesse zum Schutz wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte und erreichte Erfolge beispielsweise zur Rechenschaftspflicht von Unternehmen.

Eine Politik, die strukturelle Ungerechtigkeit angehe, sorge auch Altersarmut und der mangelnden Gleichstellung von Frauen im Rentenalter vor. Nur ein Viertel aller Senior:innen in Mexiko habe Anspruch auf eine Rente, sieben von zehn älteren Frauen seien wirtschaftlich auf andere Personen angewiesen. Dies mache sie auch verletzlicher für verschiedene Gewaltformen.

Das Netzwerk Unidas stützt seine Arbeit insgesamt auf sechs Säulen: Es fordert den Zugang zur Sozialversicherung für alle Arbeitnehmerinnen, unabhängig von dem Sektor, in dem sie arbeiten. Des Weiteren eine rechtliche Anerkennung der Arbeitsbedingungen und die wirksame Umsetzung von Arbeitsreformen in jedem Sektor und faire und gerechte Löhne, um die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen zu verringern. Ferner will das Netzwerk eine Politik durchsetzen, die bezahlte und unbezahlte Betreuungsarbeit anerkennt und umverteilt sowie menschenwürdige Arbeitsbedingungen, frei von Diskriminierung und Gewalt und eine aktive Beteiligung von Arbeitnehmerinnen an Entscheidungen, die ihre Arbeitsrechte betreffen, erreichen.

"Die Gründung von Unidas ist ein Akt des Widerstands, der Organisation und des gemeinsamen Kampfes. Wir sind Arbeiterinnen, die sich als Subjekte von Rechten verstehen und die gemeinsam die Arbeitsrealität in Mexiko verändern werden. Denn menschenwürdige Arbeit ist kein Privileg, sondern ein Menschenrecht. Weil die Zukunft der Arbeit in Gerechtigkeit, Gleichheit und Schutz für alle liegen muss, heißt es im Gründungsmanifest des Bündnisses.