Mexiko: Proteste gegen Gentrifizierung und Tourismus in Mexiko-Stadt eskalieren

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"Ausländer lieben Mexiko, aber hassen die Mexikaner"
"Ausländer lieben Mexiko, aber hassen die Mexikaner"

Mexiko-Stadt. Hunderte Menschen haben in Mexikos Hauptstadt gegen steigende Mieten, Luxussanierungen und Massentourismus protestiert. Die Kundgebung begann friedlich im Parque México im stark von Gentrifizierung betroffenen Stadtviertel Condesa. Im Verlauf des Tages kam es jedoch zu heftigen Konfrontationen, die sich auf andere Stadtteile wie Roma, Juárez und Del Valle ausweiteten.

Einige Demonstrierende zerstörten Fensterscheiben, beschädigten Cafés und Restaurants und griffen einzelne Tourist:innen verbal an, darunter auch bekannte Influencer:innen wie den Youtuber Luisito Comunica. Gebäude wurden mit Parolen wie "Amis raus" oder "Mein barrio wird nicht verkauft" besprüht. In Condesa wurde ein Starbucks mit Böllern attackiert, das Café Toscano teilweise verwüstet. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz, griff jedoch nur vereinzelt direkt ein.

Ein Teil der Demonstrierenden zog später zur US-Botschaft, wo sie auch Metro-Stationen mit Slogans besprühten. Ein massiver Polizeieinsatz sicherte dann den Bereich.

Die Protestierenden forderten ein Ende der Gentrifizierung, ein Verbot von Airbnb und gesetzliche Mietobergrenzen. Mit Slogans wie "Gentrifizierung ist kein Fortschritt, sondern Enteignung", "Airbnb raus" und "Wohnraum ist ein Recht, kein Privileg" machten sie auf die sozialen Folgen der aktuellen Stadtentwicklung aufmerksam.

Laut Animal Político handelte es sich um eine offene Mobilisierung zivilgesellschaftlicher Gruppen, bei der sich Anwohner:innen aus verschiedenen Vierteln sowie Aktivist:innen zusammenschlossen, um gemeinsam gegen Verdrängung und die Kommerzialisierung des Wohnraums zu protestieren.

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Besonders betroffen sind die Viertel Condesa, Roma und Juárez, traditionell bürgerliche Viertel mit großer kultureller Bedeutung. Seit Jahren ziehen digitale Nomad:innen und ausländische Tourist:innen in diese Gebiete, was zu einer Explosion der Mieten und einer Umwandlung von Wohnraum in kurzzeitige Ferienunterkünfte geführt hat. Viele Anwohner:innen können sich das Leben in ihrer Nachbarschaft nicht mehr leisten und werden an den Stadtrand verdrängt. Studien zufolge wurden infolge dieser Entwicklungen bereits 400.000 Familien vertrieben.

Hinter dem Protest stehen basisdemokratische Netzwerke: Nachbarschaftskollektive wie "Obrera CDMX", "Juaricua" oder "CDMX wird nicht verkauft!" organisieren sich über soziale Netzwerke und Messaging-Dienste. Auch Einzelpersonen, Studierende und Kulturschaffende beteiligten sich. Die Aktion war bewusst dezentral angelegt: Verschiedene Gruppen riefen unabhängig, aber koordiniert zum Protest auf.

Die Organisator:innen betonten, dass sich der Protest nicht gegen Ausländer:innen richte, sondern gegen ein System, das Wohnraum zur Ware mache. Dennoch gerieten einige nationalistische Slogans in den Vordergrund. Die Proteste fallen in eine Zeit wachsender Spannungen zwischen Mexiko und den USA. Während in Washington politische Stimmen erneut gegen Migration, Drogenhandel und angebliche Sicherheitsmängel in Mexiko wettern, leben gleichzeitig Tausende US-Amerikaner:innen in Mexiko-Stadt. Viele profitieren vom günstigen Wechselkurs, arbeiten per Telearbeit für US-Firmen und treiben die Mietpreise nach oben.

In den kommenden Tagen wollen die Gruppen im Kongress von Mexiko-Stadt einen Gesetzesvorschlag einbringen, um Kurzzeitvermietungen einzuschränken und den Mietmarkt zu regulieren. Sie fordern Schutzrechte für langjährige Mieter:innen, sozial geschützte Wohngebiete und Investitionen in bezahlbaren Wohnraum.