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Der Geburtstag

Essay von Fidel Castro aus Anlass seines 90. Geburtstags am 13. August 2016

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Fidel Castro (mi.), hier mit Raúl Castro (li.) und Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro (re.)
Fidel Castro (mi.), hier mit Raúl Castro (li.) und Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro (re.)

Morgen werde ich meinen 90. Geburtstag feiern. Geboren wurde ich in Birán, einem Gebiet im östlichen Teil Kubas. Man kennt den Ort unter diesem Namen, auch wenn er niemals in irgendeiner Karte aufgetaucht ist. Wegen seines guten Rufes war dieser Ort einigen Eingeweihten bekannt, und natürlich auch einigen politischen Repräsentanten und Funktionären, die zu den für die neokolonialisierten Länder typischen Handels- und Wirtschaftsaktivitäten zusammenkamen.

Einmal begleitete ich meinen Vater nach Pinares de Mayarí. Ich war damals acht oder neun Jahre alt. Wie hat es ihm gefallen, sich zu unterhalten, sobald er das Haus in Birán verlies. Dort war er der Besitzer des Grundes, auf dem Zuckerrohr und andere Nutzpflanzen angebaut wurden und auf dem sich Weideland befand. Aber in Pinares de Mayarí war er kein Grundbesitzer, sondern Pächter, so wie viele Spanier, die einst Besitzer eines Kontinents kraft einer päpstlichen Bulle gewesen waren, von deren Existenz die Völker und Menschen dieses Kontinents nichts ahnten. Das damals überbrachte Wissen gehörte bereits zum Weltkulturerbe.

Das Gelände dort stieg in steilen, steinigen Hügel mit karger und bisweilen lebensfeindlicher Vegetation bis auf rund 500 Meter an. Bäume und Felsen erschwerten den Übergang; plötzlich, an einem klar definierten Höhenpunkt, öffnet sich vor einem eine ausgedehnte Hochebene, die sich über vielleicht 200 Quadratkilometer erstreckt. Dort finden sich reiche Vorkommen an Nickel, Chrom, Mangan und wertvollen Mineralien. Diese Hochebene verließen täglich dutzende LKWs mit enormen und wohl gewachsenen Kiefernstämmen.

Beachten Sie, dass ich das Gold, Platin, Palladium, die Diamanten, das Kupfer, den Zinn und andere Bodenschätze noch nicht erwähnt habe, die sich inzwischen zu Symbolen wirtschaftlicher Werte entwickelt haben, welche die menschliche Gesellschaft in ihrer aktuellen Entwicklungsphase benötigt.

Mein Vater ist kurz vor dem Sieg der Revolution gestorben. Zuvor hat er heftig gelitten.

Von seinen drei Söhnen waren der zweite und dritte abwesend und weit entfernt. Die revolutionären Aktivitäten verlangen von dem einen oder anderen seinen Beitrag. Ich hatte damals schon gesagt, ich wisse, wer mich ersetzen könne, sollte der Gegner mit seinen Mordplänen Erfolg haben. Über die machiavellischen Pläne der Präsidenten der Vereinigten Staaten musste ich fast lachen.

Am 27. Januar 1953, nach dem heimtückischen Putsch von Batista 1952, wurde ein Kapitel in der Geschichte unserer Revolution geschrieben: Die Studierenden und Jugendorganisationen organisierten gemeinsam mit der Bevölkerung den ersten Fackelmarsch in Gedenken an den Geburtstag José Martís.

Ich war schon zu der Erkenntnis gelangt, dass keine Organisation bereit gewesen wäre, den von uns geplanten Kampf auszufechten. Es herrschte eine überwältigende Überforderung der Parteien, die Massen mobilisierten, von der Linken bis hin zur Rechten und dem Zentrum, obgleich alle von der im Land herrschenden Politikerkaste angewidert waren.

Als ich sechs Jahre alt war, überzeugte eine ambitionierte Lehrerin, die in der kleinen, öffentlichen Schule von Birán unterrichtete, meine Familie, dass ich meine größere Schwester nach Santiago de Cuba begleiten sollte, wo sie eine renommierte Schule unter der Leitung von Nonnen besuchen sollte. Es war dieser Lehrerin der kleinen Schule von Birán zu eigen, mich in ihre Planungen einzubeziehen. Sie wurde im Haus von Birán vorzüglich behandelt und speiste an einem Tisch mit der Familie, sodass ihr Plädoyer zu meinen Gunsten erhört wurde. Ich hatte definitiv eine bessere Gesundheit als mein größerer Bruder Ramón, der vor wenigen Monaten verstorben ist, und ich besuchte schon seit einiger Zeit die Schule. Ich möchte nicht abschweifen und nur eines anmerken: Die damaligen Jahre des Hungers waren sehr schwer für den Großteil der Bevölkerung.

Nach drei Jahren schickte man mich auf die La-Salle-Schule in Santiago de Cuba, wo ich in die erste Klasse eingestuft wurde. Es vergingen drei Jahre, bis ich erstmals ein Kino besuchte.

So begann mein Leben. Vielleicht werde ich darüber noch einmal schreiben, wenn ich Zeit dafür finde. Entschuldigen Sie, dass ich dies noch nicht getan habe, es ist nur so, dass ich gewisse Vorstellungen davon habe, was einem Kind gelehrt werden kann und soll. Meiner Meinung nach ist eine mangelnde Bildung der schwerste Schaden, den man ihm zufügen kann.

Die menschliche Spezies sieht sich heute dem größten Risiko ihrer Geschichte gegenüber. Die Spezialisten in den betreffenden Bereichen können den Bewohnern dieses Planeten am besten beistehen, deren Anzahl von einer Milliarde Ende des Jahres 1800 auf sieben Milliarden im Jahr 2016 angewachsen ist. Wie viele Menschen wird unser Planet in einigen Jahren beherbergen?

Die herausragendsten Wissenschaftler, es dürften einige tausend sein, können auf diese und weitere bedeutende Fragen antworten.

Ich möchte an dieser Stelle meine tiefe Dankbarkeit für die Respektbekundungen, die Grüße und Aufmerksamkeiten erklären, die ich in diesen Tagen erhalten habe. Sie geben mir wiederum Kraft, Ideen an die Mitglieder unserer Partei und die ihr zugehörigen Organisationen zu übermitteln.

Die modernen Techniken erlauben es uns heute, das Universum genau in Augenschein zu nehmen. Große Mächte wie China und Russland können nicht damit bedroht werden, gegen sie Nuklearwaffen einzusetzen. Es handelt sich bei ihnen um ehrenwerte und intelligente Völker. In diesem Zusammenhang bin ich der Meinung, dass es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten an Größe gefehlt hat, als er Japan besuchte und keine Worte der Entschuldigung für das Massaker an Hunderttausenden Menschen in Hiroshima fand, auch wenn ihm die Wirkung der Bombe bekannt war. Ebenso kriminell war der Angriff auf die Stadt Nagasaki, die von den Herren des Lebens willkürlich zum Ziel bestimmt worden war. Aus diesem Grund muss man stets auf die Notwendigkeit beharren, den Frieden zu erhalten. Keine Macht darf sich das Recht nehmen, Millionen von Menschen zu töten.

Fidel Castro Ruz

12. August 2016

22:34 Uhr

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