Chile / Politik

Proteste in Chile weiten sich aus

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"Aysén ohne Repression": Demonstranten am 20. Februar in der chilenischen Stadt Concepción
"Aysén ohne Repression": Demonstranten am 20. Februar in der chilenischen Stadt Concepción

Santiago de Chile. Anlässlich des zweiten Jahrestages der Regierung von Sebastián Piñera am vergangenen Sonntag haben soziale Gruppierungen in Chile zu Protesten aufgerufen. Senator Camilo Escalona von der Oppositionspartei Partido Socialista sagte im Vorfeld der Demonstrationen: "Die Unzufriedenheit der Leute wird sich nicht lösen lassen, sondern eher verschärfen, da die Regierung Maßnahmen angekündigt hat, die sie bisher auch anscheinend nicht bereut." Die Regierung erzeuge bei Millionen von Menschen Frustration und enttäusche Erwartungen. Somit sei es für ihn nicht verwunderlich, dass sich die Menschen gegen das System wendeten.

Währenddessen betonte Präsident Piñera auf einer Veranstaltung in Santiago anlässlich seines Jubiläums, dass das Land inzwischen wieder unter den Ländern der Welt sei, die das größte Wachstum aufwiesen. Als er 2010 Staatsoberhaupt wurde, habe es gerade eine schwere Krise hinter sich gelassen. Viele Menschen hätten damals im Zusammenhang mit der internationalen Wirtschaftskrise ihre Arbeit verloren und das Land hatte mit den verheerenden Auswirkungen des Erdbebens zu kämpfen. Piñera bat daher die Bevölkerung darum anzuerkennen, wie weit das Land im Rahmen seiner Möglichkeiten schon gekommen sei. Es müsse jedoch auch sehen, was noch realisierbar sei.

Die Proteste sozialer Organisationen und der Studentenbewegung richten sich derweil vor allem gegen die extreme marktwirtschaftliche Ausrichtung des Landes und die zunehmende Kommerzialisierung aller Lebensbereiche. Auch seien bei den Wiederaufbauarbeiten nach dem Erdbeben gerade einmal 10 Prozent des Geplanten realisiert worden. Die Menschen in Aysén im Süden des Landes protestieren seit Wochen für eine Verbesserung ihres Lebensstandards sowie für Treibstoff-, Kohle- und Lebensmittelsubventionen. Schon zum zweiten Mal war dort vergangene Woche der Versuch eines Dialoges mit Regierungsvertretern gescheitert.

Eine Solidaritätsdemonstration in der Hauptstadt des Landes war vergangenen Mittwoch gewaltsam beendet worden. Mindestens 300 Demonstranten hatten sich dort zur Unterstützung der Bewegung in Aysén auf die Straßen von Santiago begeben und waren schließlich mit Polizeigewalt und Wasserwerfern auseinandergetrieben worden. Der Sprecher der Konföderation chilenischer Studenten, Gabriel Boric, sagte: "Die Regierung will die Bewegung zum Schweigen bringen und den Dialog zwischen den sozialen Akteuren vermeiden."