Friedliche Studentenproteste in Chile

Santiago de Chile. In Chile haben Anfang der Woche erneut Studentendemonstrationen stattgefunden. Über 150.000 Studierende, Professoren und Unterstützer der Bildungsprotestbewegung sind am Dienstag in der Hauptstadt Santiago und anderen Regionen des Landes zu friedlichen Protesten zusammengekommen. Ihr Ziel ist die Reformierung des Hochschulwesens durch eine Verbesserung der Bildungsqualität und die Abschaffung der Studiengebühren. Erst vergangenen Donnerstag hatten die Schüler Santiagos zu einem Bildungsstreik aufgerufen.

Die hohe Teilnahme an dem Aktionstag am Dienstag habe die ständige Geringschätzung der Bewegung seitens der Regierung konterkariert, so der Präsident des Studierendenverbands FECH, Gabriel Boric. Die Regierung habe immer wieder behauptet, die Anhänger der Protestbewegung seien in der Minderheit und fänden in der Gesellschaft kaum Rückhalt. Im Gegenteil habe die Aktion am Dienstag bewiesen, dass Professoren, Studenten, Oberstufenschüler und Angestellte des Bildungssektors alle vereint auf dasselbe Ziel hinarbeiteten.

Laut Augenzeugenberichten gab es immer wieder massive Provokationen der friedlichen Demonstration in Santiago durch die Polizei. Nach dem offiziellen Ende der Proteste kam es zu Auseinandersetzungen und es gab dutzende Festnahmen. Die Regierung erklärte, die Polizeikräfte seien mit Steinen attackiert worden.

Die stellvertretende Vorsitzende von FECH, Camila Vallejo, betonte ihrerseits, dass in Chile die Demokratie nicht funktionieren würde. Regierungsvertreter setzten vorrangig ihre eigene Agenda durch und ließen dabei die Forderungen der Mehrheit der Bevölkerung außer Acht.

Vallejo und weitere Vertreter der Studierendenbewegung hatten zuvor die Ablehnung einer vom Parlament vorgelegten Steuerreform gefordert. Die Reform entspreche nicht den Forderungen der Studenten und setze die Privatisierung und Segregation im Bildungssystem fort. Die Steuerreform scheiterte schließlich am selben Tag der jüngsten Studentenproteste im Senat. Nun soll eine gemeinsame Kommission von Parlament und Senat einen Kompromiss ausarbeiten.