Chile / Menschenrechte

Mapuche in Chile im Hungerstreik

Antiterrorismusgesetz aus der Ära des Diktators Augusto Pinochet soll nicht auf Indigene angewandt werden

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Mapuche fordern Freiheit für alle politischen Gefangenen
Mapuche fordern Freiheit für alle politischen Gefangenen aus ihrem Volk

Santiago de Chile. 23 Häftlinge aus dem indigenen Volk der Mapuche haben am Montag (Ortszeit) einen Hungerstreik unter Flüssigkeitsaufnahme begonnen. 15 der beteiligten Inhaftierten sitzen im Gefängnis El Manzano in der Stadt Concepción, 515 Kilometer südlich von Santiago, und weitere 8 in der Haftanstalt Temuco, 670 Kilometer südlich der chilenischen Hauptstadt. In einem Kommuniqué weisen die Mapuche-Aktivisten warnend darauf hin, dass sie den Protest "bis zur letzten Konsequenz" durchführen würden.

Viele der Mapuches befinden sich seit fünf Jahren im Gefängnis. Die Indígenas wurden auf Basis von Anschuldigungen laut dem Antiterrorismusgesetz, das während der Diktatur Augusto Pinochets mit Zielrichtung gegen die Opposition eingeführt wurde, in Untersuchungshaft genommen. Die Aktivisten kämpften für die Rückgewinnung des ihnen auf Grund überlieferter Gesetze zustehenden Bodens, der sich jedoch gegenwärtig in privaten Händen befindet.

Das Antiterrorismusgesetz aus Zeiten der Diktatur befindet sich, abgesehen von kleinen Veränderungen, bis heute in Kraft, ohne seine Zielsetzung geändert zu haben. Das Gesetz erlaubt es, Angeklagte zwei Jahre lang in Untersuchungshaft zu halten, den Anwälten der Verteidigung Zugang zu den Ermittlungen zu verweigern und die Präsentation von Zeugen zu verhindern. Die Anwendung dieser Gesetzgebung ist von der Organisation der Vereinten Nationen kritisiert worden.

Die Häftlinge fordern vor der Beendigung ihres Hungerstreiks "die Nichtanwendung des Antiterrorismusgesetzes auf Angelegenheiten der Mapuche". Sie verlangen darüber hinaus die Nichtanwendung des Militärrechts in Sachen der größten chilenischen Volksgruppe. Außerdem ist ihr Ziel die "Freiheit für alle politischen Mapuche-Gefangenen, die in den verschiedenen Gefängnissen des chilenischen Staates einsitzen" sowie die Demilitarisierung ihrer Gebiete, heißt es in dem Kommuniqué. Schließlich werde die Bevölkerung zum Kampf für "eine gerechte Sache" aufgerufen.

Die Ethikkommission gegen Folter hat einen Bericht herausgegeben, in dem vermerkt ist, dass sich Ende Juni insgesamt 106 Indígenas in Haft befanden, verurteilt waren oder unter Anklage standen. Eine Zahl, die fast doppelt so hoch ist wie ein Jahr zuvor.

Die Mapuches sind das zahlenmäßig größte indigene Volk Chiles und repräsentieren 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung von 16 Millionen Einwohnern. Seit mehreren Jahren fordern die Mapuche tausende von Hektar für sich ein, die sie als Gebiete ihrer Vorfahren betrachten und die sich heute in Händen von Großgrundbesitzern oder privaten Forstbetrieben befinden.

Die Indígenas machen darüber hinaus geltend, dass die zugehörigen Bodenschätze auf irrationale Weise ausgebeutet werden, wodurch das Leben von Tieren beeinträchtigt werde und die für das Gleichgewicht des Lebens notwendigen Ökosysteme in Gefahr gebracht würden.