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Venezuela warnt vor Eskalation

Regierung in Caracas befürchtet Zuspitzung in letzten Tagen der Uribe-Führung. Warnung vor Verletzung der Grenze an Bogota

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Chávez während der Sendung "Aló Presidente"
Chávez während der Sendung "Aló Presidente"

Caracas/Bogota. Die venezolanische Regierung schließt eine weitere Eskalation des Konfliktes mit dem Nachbarland Kolumbien nicht aus. Das erklärte Präsident Hugo Chávez am Sonntag in seiner wöchentlichen Radio- und Fernsehsendung Aló Presidente. Offenbar versuche der scheidende kolumbianische Präsident Alvaro Uribe die bilateralen Beziehungen kurz vor Ende seiner Amtszeit am 7. August dieses Jahres irreparabel zu beschädigen.

Kolumbiens Verteidigungsminister Gabriel Silva hatte auf Weisung Uribes in der vergangenen Woche schwere Vorwürfe gegen die venezolanische Staatsführung erhoben. Diese biete führenden Mitgliedern und Einheiten kolumbianischer Rebellen Unterschlupf, so Silva, der die entsprechenden Beweise jedoch nicht öffentlich machte.

Die Regierung in Caracas zog daraufhin gegen Ende der Woche den Botschafter zu Konsultationen zurück. Zugleich übergab Venezuelas Außenminister Nicolás Maduro der kolumbianischen Botschafterin in Caracas, María Luisa Chiappe, eine Protestnote. Eine Überprüfung habe die Vorwürfe nicht bestätigt, so Maduro, der auf eine Reihe vergleichbarer Fehlinformationen in der Vergangenheit verwies. So habe die Regierung Uribes schon einmal behauptet, dass Venezuela Mitglieder der FARC-Guerilla beherberge oder dass in dem Land Uran weiterverarbeitet werde.

In seiner Sendung "Aló Presidente" beschuldigte Chávez die USA, hinter diesen Kampagnen zu stehen. Neben den aktuellen Angriffen weisen darauf die Festnahme des mutmaßlichen Terroristen Fransisco Chávez Albarca und verbale Attacken des Lateinamerika-Beauftragten der US-Regierung, Arturo Valenzuela, hin. Chávez erinnerte auch an die Einrichtung von sieben US-Militärbasen in Kolumbien im vergangenen Jahr. Während die Militarisierung vorangetrieben werde, biete Kolumbien selbst dem "Terroristen Pedro Carmona" Schutz, so Chávez. Der Unternehmerchef stand 2002 einem Putschversuch gegen die Linksregierung in Venezuela vor. Nach dem Scheitern flüchtete er nach Kolumbien.

Die Spannungen zwischen beiden Staaten haben bereits jetzt erhebliche Auswirkungen. Nach Angaben lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen ist der Export von Kolumbien nach Venezuela um rund sechs Milliarden US-Dollar eingebrochen. Man sei derzeit "in Alarmzustand", sagte Chávez am Sonntag. Eine Verletzung der territorialen Souveränität Venezuelas durch Kolumbien werde man unter keinen Umständen erlauben.