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Kolumbien: Ex-Paramilitärchef sagt vor Sondergericht für den Frieden gegen Uribe aus

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Mancuso vor der JEP: "Ich wurde von den Streitkräften rekrutiert, trainiert und bewaffnet. Ich bin ein Kind von ihnen."
Mancuso vor der JEP: "Ich wurde von den Streitkräften rekrutiert, trainiert und bewaffnet. Ich bin ein Kind von ihnen."

Bogotá. Der ehemalige paramilitärische Anführer Salvatore Mancuso hat Kolumbiens Ex-Präsidenten Álvaro Uribe mit dem Massaker von El Aro im Jahr 1997 in Verbindung gebracht. Damals war Uribe Gouverneur von Antioquia.

Mancuso machte diese Aussage vor der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) in einer nichtöffentlichen Anhörung noch vor der Bekanntgabe, dass die JEP ihn aufgrund seiner "Scharnier"-Rolle zwischen paramilitärischen Gruppen und den Sicherheitskräften akzeptiert. Außerdem kündigte das Gericht an, dass der Verurteilte als "in die Sicherheitskräfte eingegliedertes Subjekt" und nicht nur als Kollaborateur behandelt werden wird.

Mancuso sagte aus, dass 150 Paramilitärs der Autodefensas Campesinas de Córdoba y Urabá (ACCU) vom 22. bis 31. Oktober 1997 eine Mordserie im Gebiet zwischen den Landkreisen Puerto Valdivia und El Aro in Ituango im Departamento Antioquia begingen.

Mit einer Liste in der Hand beschuldigten sie die Dorfbewohner in El Aro, mit Guerillagruppen zu kollaborieren. Sie folterten und ermordeten zwölf Menschen, brannten fast alle Häuser nieder und vertrieben 1.472 Bewohner. Zur Planung der Operation habe er sich mit den Generälen Iván Ramírez und Alfonso Manosalva getroffen, und zwar auf Ersuchen von Pedro Juan Moreno, der damals Regierungssekretär des Gouverneursamtes von Antioquia war, dem Álvaro Uribe vorstand.

Der Ex-Chef der Paramilitärs sagte bei der Anhörung, dass Uribe über die Operation Bescheid wusste: "Oberst Raúl Suárez, der Kommandeur der Polizei von Córdoba, hat mich zu einem Treffen mit Gouverneur Uribe in dessen Anwesen mitgenommen und Uribe war auf dem Laufenden über die Operation in El Aro."

General Manosalva von der IV. Brigade habe ihm "wertvolle nachrichtendienstliche Informationen gegeben", alles sei bis ins Detail gemeinsam geplant gewesen.

Ziel der Operation war es laut Mancuso, ein Gebiet anzugreifen, das von der Guerilla kontrolliert wurde. Es sei um die Bestrafung der Bevölkerung gegangen, die angeblich die Guerilla unterstützte.

"Man musste ihnen so viel Angst einjagen, dass sie entweder aufhören, die Guerilla zu unterstützen, oder die Zone verlassen." Es habe sich um eine Strafoperation gehandelt, bei der gezielt Terror ausgeübt wurde und die Paramilitärs das Gebiet anschließend wieder verließen, erklärte Mancuso.

In vorherigen Aussagen hatte er Informationen über Massengräber an der Grenze zu Venezuela in Norte de Santander und Enthüllungen über die Krematoriumsöfen geliefert, zu denen seine Truppe ihre Opfer in der Region brachte.

Mancuso, der 2004 mit dem Catatumbo-Block demobilisiert wurde, war eine führende Figur im Drogengeschäft und in den paramilitärischen Strukturen von Kolumbien. 2008 wurde er wegen Drogenhandels an die USA ausgeliefert und sitzt in Georgia im Gefängnis. Von dort aus machte er diese und andere Aussagen, die die enge Zusammenarbeit zwischen Paramilitärs und Sicherheitskräften sowie die Verwicklung von Politikern und Geschäftsleuten in die Ausbreitung des Paramilitarismus belegen sollen.

Um den "totalen Frieden" zu erreichen und weitere Aufklärung über den Paramilitarismus zu erlangen, hat Kolumbiens Präsident Gustavo Petro Mancuso im August dieses Jahres zu einem "Friedensvermittler" ernannt. Dieser Status war zuvor nur Mitgliedern von Farc-Dissidenten und anderen Gruppen mit politischem Charakter zugestanden worden.

Seine Einbindung in den Friedensprozess soll dazu beitragen, die Beziehungen zwischen den paramilitärischen Strukturen und der Regierung von Uribe abschließend aufzuklären. Der Ex-Paramilitär könne eine Schlüsselrolle dabei spielen, den Kreislauf der Gewalt zu beenden, erklärte Petro.

Kolumbien hat seine Auslieferung beantragt.