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Aristide fordert Neuanfang für Haiti

Ehemaliger Präsident kehrt aus dem Exil zurück. Familie und US-Schauspieler Glover im Flugzeug. Rede auf dem Flughafen von Port-au-Prince

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Aristide am Rednerpult
Aristide am Rednerpult - Aus einem Bericht von Telesur

Port-au-Prince. Der ehemalige haitianische Präsident Jean Bertrand Aristide hat nach seiner Rückkehr aus dem Exil am Freitagnachmittag zum Wiederaufbau des verarmten Karibikstaates aufgerufen. "Eines der Hauptprobleme Haitis ist der Ausschluss der Menschen", sagte der einstige Armenpriester und amtierende Vorsitzende der unter Präsident René Préval illegalisierten Partei Fanmi Lavalas zwei Tage vor den Präsidentschaftswahlen am Sonntag. Die Lösung für die bestehenden Probleme sei in der Umkehr die Einbeziehung aller Menschen, so Aristide kurz nach seiner Ankunft am Internationalen Flughafen "Toussaint Louverture" der Hauptstadt.

Aristide zeigte sich bei der Rede am Airport tief bewegt über die Rückkehr nach sieben Jahren im Exil, wohin er nach seinem Sturz Ende Februar 2004 geflohen war. Zugleich bat er um eine Schweigeminute für die Opfer von Erdbeben und Tsunami in Japan. Auch dankte Aristide dem ehemaligen südafrikanischen Präsidenten und Freiheitskämpfers Nelson Mandela, der ihn nach dem Putsch 2004 beigestanden hatte.

Bei seiner Rede bedankte sich Aristide ausdrücklich bei den kubanischen Ärzten, die nach dem Ausbruch einer verheerenden Choleraepidemie ihre Hilfe in Haiti verstärkt haben. Ohne sie seien wohl viel mehr Opfer zu beklagen gewesen, fügte er an.

Die Ärzteteams aus Kuba sind seit gut zwölf Jahren in Haiti aktiv. Nach Erdbeben und Ausbruch der Cholera haben sie ihre Hilfe verstärkt und nach eigenen Angaben 40 Prozent der Cholera-Infizierten in 156 Behandlungszentren betreut. Bislang wurden von den kubanischen Helfern demnach rund 71.000 Menschen behandelt.

Nach Informationen lateinamerikanischer Medien wurde die Rückkehr von Aristide seit zwei Monaten vorbereitet. Bereits zu Jahresbeginn hatte der ehemalige Staatschef seinen Willen bekundet, an dem Wiederaufbau des ebenfalls durch ein Erdbeben schwer zerstörten Haitis mitzuwirken. Anfang Februar händigten die haitianischen Behörden Aristides Anwalt Ira Kurzban einen neuen Reisepass aus.

Der Politiker war aus Südafrika in Begleitung seiner Familie und internationaler Persönlichkeiten sowie Journalisten aufgebrochen. An Bord befand sich nach Angaben der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina auch der US-amerikanische Schauspieler Danny Glover. Am Flughafen in Haiti empfing Aristide die ehemalige kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba.

Am Sonntag findet in Haiti die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen statt. Die beiden rechtsgerichteten Kandidaten hatten in der ersten Runde gemeinsam nur gut zehn Prozent der Stimmen auf sich vereint.