Kolumbien / Politik

Ex-Senator Petro wird Bürgermeister von Bogotá

Polo Democrático verliert den Bürgermeisterposten der Hauptstadt. Beobachter kritisieren "gewalttätigste Wahlen seit Jahren"

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Gustavo Petro im Februar 2009
Gustavo Petro im Februar 2009

Bogotá. Gustavo Petro, ehemaliges Mitglied der Linkspartei PDA und Ex-Senator, wird neuer Bürgermeister der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Petro, der als parteiloser Kandidat für die vor kurzem gegründete Bewegung "Progresistas" angetreten war, lag bei den Kommunalwahlen in Kolumbien mit 32,1 Prozent der Stimmen deutlich vor seinen Konkurrenten. Der zweitplatzierte Kandidat der Grünen, Enrique Peñalosa, kam auf 24,9 Prozent. An dritter Stelle erhielt die unabhängige Kandidatin Gina Parody 16,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei lediglich 47,4 Prozent.

Wahlsieger Petro drückte nach dem Sieg die Hoffnung aus, dass sich die "Progressiven zu einer bundesweiten Bewegung entwickeln, um ein demokratischeres Kolumbien zu schaffen". Das Bürgermeisteramt Bogotas gilt als eines der wichtigsten politischen Ämter nach dem Präsidenten. Die Linkspartei PDA lag mit ihrem eigenen Kandidaten weit abgeschlagen bei knapp über einem Prozent. Angesichts der Zersplitterung der Linken war ein Sieg der Allianz aus Grüner Partei und Rechtskonservativen durchaus für möglich gehalten worden. Peñalosa war von Ex-Präsident Álvaro Uribe Vélez unterstützt worden und hatte noch zehn Tage vor den Wahlen mehr Stimmen auf sich vereint als Petro.

Die Mission für Wahlbeobachtung (MOE) kritisierte den Wahlablauf deutlich. Es habe sich um die "gewalttätigsten Wahlen der vergangenen Dekade" gehandelt, so die Wahlbeobachter. Während des Wahlkampfs seien 41 Kandidaten getötet worden, 52 Prozent mehr als 2007. Bei einem Anschlag auf den Vizepräsidenten des Repräsentantenhauses, Albeiro Vanegas Osorio, starb darüber hinaus dessen Fahrer Ariel Delgadillo. Der Verteidigungsminister Kolumbiens, Juan Carlos Pinzón, bewertete die Sicherheitslage bei den Wahlen hingegen als positiv. Es seien "nur fünf gewalttätige Vorkommnisse" registriert worden, sagte der Minister gegenüber Medien.

Über zwei Millionen Kolumbianer machten ihre Stimmzettel absichtlich ungültig ("voto en blanco"). Alleine in der Gemeinde Bello in Departement Antioquia wurden 60.000 solcher Wahlzettel gezählt, mehr als die 46.000, die der einzige Kandidat fuer das Bürgermeisteramt, Germán Londoño, auf sich vereinen konnte. Er war zuvor als Marionette des Abgeordneten Óscar Suárez Mira bezeichnet worden, der wegen Verbindungen zu paramilitärischen Gruppen eine Haftstrafe absitzt. Insgesamt waren am vergangenen Sonntag knapp 30 Millionen Kolumbianer aufgerufen, 32 Gouverneure und 1.102 Bürgermeister sowie Abgeordnete der regionalen und kommunalen Parlamente zu wählen. Die Wahlbeteiligung lag in den meisten Städten bei lediglich 40 bis 50 Prozent.