Erneut Friedensaktivisten in Kolumbien verhaftet

Vier neue Festnahmen wegen angeblicher FARC-Mitgliedschaft. Soziale Organisationen sprechen von politischer Verfolgung

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Treffen von Mitglieder der "Marcha Patriótica" in der Stadt Barranquilla
Treffen von Mitglieder der "Marcha Patriótica" in der Stadt Barranquilla

Bogotá. Die kolumbianischen Behörden haben vier Angehörige der Friedensinitiative "Kolumbianerinnen und Kolumbianer für den Frieden" (CCP) und der Bewegung "Marcha Patriótica" festgenommen. Als Grund der Festnahmen in der vergangenen Woche gab der Chef der kolumbianischen Nationalpolizei, José León, an, dass sie Mitglieder der FARC-Guerilla seien. Beide Organisationen wiesen den Vorwurf des Generals kategorisch zurück. Die Festnahmen seien ein "verzweifelter Versuch" zu beweisen, dass der Marcha Patriótica Verbindungen zur FARC habe, so wie es Verteidigungsminister Juan Pinzón propagiere, sagte einer der Sprecher dieser Bewegung, Andrés Gil.

Eine der festgenommenen Personen ist Juan Galeano Ruiz, ein Cousin der prominenten Ex-Senatorin und Sprecherin von CCP, Piedad Córdoba Ruiz. General León sieht in ihm einen wichtigen Ideologen der 36. Front der FARC.

Desweiteren wurde die Anführerin der Bauernorganisation von Cimitarra (ASCNA), Ana Pérez, unter dem gleichen Vorwand wie Galeano festgenommen. Gil betonte jedoch, dass die Polizei keine Beweise für diese Beschuldigungen habe und es sich vielmehr um politische Verfolgung handele.

Diese Art von Verhaftungen ereigne sich systematisch, beklagen die beiden Organisationen in ihren jeweiligen Kommuniquées. CPP prangert außerdem an, dass ihre Mitglieder illegal bespitzelt und abgehört werden. Es habe gleichfalls Fälle von Diebstählen wichtiger Informationen und sogar Pläne für Mordattentate an ihnen gegeben. Solche Aktionen beabsichtigten Angst hervorzurufen, um die Friedensarbeit einzudämmen.

CPP hat sich seit 2008 für die Annährung zwischen Regierung und FARC-Guerilla hinsichtlich eines Friedensdialogs engagiert und humanitäre Aufgaben übernommen.

Zudem werfen Marcha Patriótica und CPP den kolumbianischen Massenmedien vor, maßgeblich zu ihrer Stigmatisierung beigetragen zu haben, indem sie die Anschuldigungen der staatlichen Sicherheitsorgane einseitig reproduzierten ohne sie zu prüfen.

Die Marcha Patriótica wurde im Frühjahr 2012 von etwa 80.000 Menschen gegründet. Das Bündnis umfasst Bauern-, Studenten-, Indigene- und Menschenrechtsorganisationen aus dem ganzen Land und strebt an, ein "alternatives Gesellschaftsmodell" aufzubauen.

Wegen der permanenten Stigmatisierung durch die Medien und seitens offizieller Stellen und wegen der zahlreichen Todesdrohungen befürchten die Mitglieder des Zusammenschlusses, dass es so wie in den Achtzigern gegen die ehemalige "Unión Patriótica" Pläne zur Liquidierung der Organisation geben könnte. "Die Regierung muss uns sagen, ob wir Garantien für unsere politische Arbeit haben", forderte Andrés Gil.