Oslo: Plattform für Frieden in Kolumbien gegründet

Exilaktivisten rufen vor Friedensgesprächen Netzwerk ins Leben. Beteiligung von Basisbewegungen soll abgesichert werden

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Friedensaktion in Oslo
Öffentliche Aktion der kolumbianischen Friedensaktivisten in Oslo

Oslo. Kurz vor dem offiziellen Beginn der Friedensverhandlungen zwischen der Guerillaorganisation FARC und der kolumbianischen Regierung am Mittwoch

dieser Woche sind in der norwegischen Hauptstadt Oslo Vertreter linker Parteien und Bewegungen aus dem südamerikanischen Land und Europa zusammengekommen, um die Europäische Plattform für den Frieden Kolumbien zu gründen. Das Gremium soll die zivilgesellschaftliche Begleitung der Friedensverhandlungen in Oslo sicherstellen.

Aufgerufen zu der Initiative hatte die europäische Koordination der Kommunistischen Partei Kolumbiens (KPK) und ihrer Jugendorganisation. Beide Gruppierungen verfügen in Norwegen über ein enges Netz aktiver Mitglieder. Die neue Plattform wurde nach einem mehrtägigen Vorbereitungstreffen ins Leben gerufen. An diesem Treffen nahmen neben Vertretern der Partei Polo Democrático, der KPK, des Bündnisses Marcha Patriótica und Vertretern weiterer sozialer Bewegungen auch Repräsentanten der deutschen Linkspartei, der dänischen Red-Green Alliance sowie der dänischen Linkspartei (Sosialistisk Venstreparti) teil. Auch der venezolanische Botschafter in Norwegen war anwesend.

Themen des Treffens waren unter anderem der völkerrechtliche Rahmen der Verhandlungen, die Auswirkungen einer beidseitigen Waffenruhe, die Frage der Strafverfolgung, die Rolle Norwegens und Kubas als Garanten der Verhandlungen, sowie ein möglicher Fahrplan des Friedensprozesses. Letzterer Punkt wurde von Yesid Arteta vorgetragen, einem ehemaligen FARC-Kommandanten, der seit acht Jahren als Forscher im Bereich der Friedenskultur an der Autonomen Universität von Barcelona tätig ist.

Die Europäische Plattform für den Frieden in Kolumbien wurde am Sonntag in den Räumen der SUM, einem renommierten Think Tank Norwegens, gegründet. Die Organisation hatte schon eine Vielzahl von Friedensverhandlungen für die norwegische Regierung begleitet, so zum Beispiel in Guatemala.

Das verabschiedete Gründungsdokument der Friedensplattform verweist auf die sozialen, ökonomischen und politischen Gründe für den Konflikt, der nur durch politische Verhandlungen zu lösen sei. Es fordert die FARC und die kolumbianische Regierung auf, eine breite Beteiligung der Zivilgesellschaft im Verhandlungsverlauf sicherzustellen. Zudem rufen die Friedensaktivisten die Verhandlungsparteien auf, die durch den Konflikt vertriebenen Kolumbianerinnen und Kolumbianer ebenso wie die überdurchschnittlich hohe Zahl an in Europa adoptierten kolumbianischen Kindern als Opfer des Konfliktes zu berücksichtigen. Man müsse zudem Garantien für die Rückkehr der politischen Exilanten schaffen, heißt es in dem Papier, das amerika21.de vorliegt. Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten werden aufgefordert, die Rebellenorganisationen FARC und ELN zur Erleichterung der Friedensverhandlungen von der Terrorliste der EU zu streichen.

Welche Bedeutung die norwegische Regierung der Gründung der Plattform beimisst, ließ sich daran erkennen, dass das Gründungsdokument in einer offiziellen Zeremonie der Verantwortlichen der norwegischen Regierung für Frieden und Versöhnung, Aud Lise Norheim, übergeben wurde.