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Fernsehdirektor als Oppositionsführer

Ominöses Treffen von Globovisión-Chef mit venezolanischen Parteienvertretern auf Puerto Rico. US-Botschaft möglicherweise beteiligt

Caracas. Vertreter von wichtigen venezolanischen Oppositionsparteien und der Direktor des privaten Nachrichtensenders Globovisión haben sich offenbar Ende vergangener Woche auf Puerto Rico mit Vertretern der US-Regierung getroffen. Staatliche Fernsehsender veröffentlichten Aufnahmen von der Abreise des Handelsattachés der US-Botschaft in Caracas, John Caulfield, in Richtung Puerto Rico am vergangenen Mittwoch und von der Abreise der Oppositionsaktivisten einen Tag später. Bei ihrer Rückkehr nach Caracas am Freitag Nachmittag wurden die Oppositionellen am Flughafen dann von dem Fernsehreporter Pedro Carvajalino empfangen.

Der Journalist des staatlichen Stadtsenders Avila TV in Caracas behauptet, in Puerto Rico sei mit US-Vertretern über die oppositionelle Wahlkampagne beim anstehenden Verfassungsreferendum beraten worden. Eine entsprechende Vorlage habe eine Beratergruppe mit Unterstützung von Globovisión-Direktor Alberto Federico Ravell und US-Wahlkampfexperten zuvor ausgearbeitet. Carvajalino stützt sich auf eine mutmaßlich von Ravell per Email versandte Einladung für das Treffen. Als Carvajalino den Fernsehchef am Flughafen mit den Vorwürfen konfrontierte, wurde dieser schnell aggresiv und gab kein sinnvolles Statement ab.

Später bestätigte Ravell seine Reise zusammen mit hohen Funktionären der führenden rechten Parteien Venezuelas. Gemeinsam mit Julio Borges (Chef von Primero Justicia) und Omar Barboza (Präsident von Un Nuevo Tiempo) sowie den Generalsekretären von Acción Democrática und Copei, Henry Ramos und Luis Planas, sei er "bei einem Journalistentreffen" gewesen. Auf Puerto Rico habe man angeblich mit Vertretern aus Chile über das chilenische Referendum im Jahr 1988 diskutiert, um Parallelen zum kommenden Verfassungsreferendum in Venezuela auszumachen. In Chile wurde im Oktober 1988 eine Volksabstimmung darüber durchgeführt, ob Diktator Augusto Pinochet der einzige Kandidat bei den Präsidentenwahlen von 1989 sein dürfe. Da die Mehrheit für mehrere Kandidaten votierte, kam es ein Jahr später zu freien Wahlen.

Die in Venezuela für Februar geplante Abstimmung über eine Verfassungsänderung soll Präsident Hugo Chávez eine erneute Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2012 ermöglichen und die derzeitige Amtszeitbeschränkung aufheben. Medienmacher Ravell sagte, die Informationen aus Chile wolle man nun für die Wahlkampfstrategie gegen die angestrebte Verfassungsänderung nutzen.

Der Bürgermeister von Caracas, Jorge Rodríguez von der Regierungspartei PSUV, warf dem Privatsender Globovisión vor, als politische Partei zu agieren: "Wenn Globovisión die Kampagne gegen die Verfassungsänderung unterstützt, sollen sie sich bitte auch beim Nationalen Wahlrat als Partei registrieren", forderte er.

Präsident Chávez sprach von einer offensichtlich "mediengestützten Opposition". Außerdem werde die mögliche Beteiligung von US-Botschaftsmitarbeitern untersucht. Sollte sich die Teilnahme von Beamten aus dem Norden bestätigen, so würden diese des Landes verwiesen. Botschaftssprecher Robin Holzhauer betonte in einer Stellungnahme, der Beschuldigte Caulfield sei nur zufällig zur gleichen Zeit wie die Oppositionellen nach Puerto Rico gereist. Er habe dort an einer Hochzeitsfeier teilgenommen.

Das venezolanische Parlament hat bereits eine Untersuchung angekündigt. Der Vizepräsident der Nationalversammlung, José Albornoz, sagte, dass die Zusammenkunft in Puerto Rico äußerst merkwürdig erscheint, da niemand der Opposition verbiete sich in Venezuela zu treffen. Eine Nichtregierungsorganisation von Anwälten forderte die Generalstaatsanwaltschaft auf, Ermittlungen aufzunehmen.


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