Erneut Tote bei Landkonflikt

Zusammenstöße zwischen Großgrundbesitzern und Indigenen in Venezuela

Caracas. Bei einem Überfall auf eine indigene Gemeinde im Westen von Venezuela starben am vergangenen Dienstag, den 13. Oktober, zwei Personen, drei weitere wurden verletzt. Die Opfer gehören zur kleinen indigenen Volksgruppe der Yupka, die an der Grenze zu Kolumbien im Perijá-Gebirge lebt. Soziale Bewegungen der Region machen Großgrundbesitzer für die Ereignisse verantwortlich. Nach Angaben der Gruppe Ojos Rojos habe der Anschlag dem Dorfältesten der Gemeinde, Sabino Romero, gegolten und sei von Großgrundbesitzern in Auftrag gegeben worden. Romero wurde bei dem Angriff verletzt.

Der Überfall steht möglicherweise in Zusammenhang mit der Neuverteilung von Grund und Boden an indigene Gemeinden. Gegen die betroffene Gemeinde läuft nach Informationen von Ojos Rojos seit längerem eine Kampagne der Großgrundbesitzer, weil sie vier Grundstücke nutzt, welche von der Bundesregierung enteignet und an die Yupka übergeben worden sind. Daraufhin haben entschädigungslos enteignete Grundbesitzer ein hohes Kopfgeld auf den Dorfältesten ausgesetzt, sagt José Solórzano, Mitglied des Kollektivs Ojos Rojos.

Auch der Sprecher der PSUV in der Region, Osly Hernández, sieht die Gründe für den Angriff im ungelösten Landkonflikt. Obwohl die staatliche Kommission für Landverteilung seit einem Jahr in der Region arbeite, seien nicht ausreichend Landtitel an die Yupka-Gemeinden übergeben worden, kritisierte Hernández. "Die indigenen Gemeinden verlangen eine gerechte Aufteilung der Grundstücke und eine Aufhebung der erteilten Bergbau-Konzessionen in ihren Gebieten."

Die venezolanische Regierung hatte im Jahr 2005 ein Gesetz erlassen, um den 35 indigenen Völkern des Landes ihre Gebiete wieder zu übertragen. Die Eigentumstitel an den Ländereien sind für die neuen Eigentümer unveräußerlich, unverjährbar und nicht pfändbar. Damit soll den Gemeinden der Besitz langfristig gesichert werden. Bis zum Sommer 2008 waren nach offiziellen Angaben 900 Hektar Land an die indigenen Gemeinden rückübertragen worden.