Deutschland will Kueka-Stein zurückgeben

Regierung plant heiligen Stein der venezolanischen Pemón zurück zu "schenken". Venezuela fordert das Artefakt seit Langem

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Der Kueka-Stein im Berliner Tiergarten
Am falschen Ort: Der Kueka-Stein im Berliner Tiergarten

Caracas/Berlin. Die deutsche Bundesregierung will offenbar den Kueka-Stein aus dem Berliner Tiergarten an Venezuela zurückgeben. Dies erklärte der Präsident des Nationalen Institutes für Kulturerbe

in Venezuela, Raúl Grioni, auf einer Pressekonferenz mit Vertretern des Lateinamerikanischen Parlamentes (Parlatino) Anfang der Woche. "Jüngste Aktionen" deuteten darauf hin, dass die Bundesregierung den Stein durch eine "Rückschenkung" an Venezuela abgeben wolle, sagte Grioni. Dadurch wolle die Bundesregierung einen Konflikt vermeiden, den sie hätten, "wenn sie anerkennen würden, dass die Schenkung für uns unabdingbar ist".

Der Stein, der für die Pemón-Indígenas als heilig gilt, war 1998 vom deutschen Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld aus dem venezolanischen Canaima-Nationalpark nach Berlin geholt worden. Seitdem ist er Teil des Global-Stone-Projekts im Berliner Tiergarten, in dem Steine aus den fünf Kontinenten ausgestellt werden. Die venezolanische Regierung fordert seit mehreren Jahren die Rückgabe des Steins, der aus ihrer Sicht illegal aus Venezuela ausgeführt wurde. Auch Angehörige der Pemón haben wiederholt für die Rückgabe demonstriert.

Die Bundesregierung betrachtet den Vorgang hingegen als legal. "Aber im Grunde genommen wissen sie, dass die Dinge nicht so sind und deshalb wollen sie ihn in Form der Rückschenkung zurückgeben", kommentierte Grioni die deutsche Position.

Er argumentiert, dass der Abtransport schon 1998, auch nach der damaligen Gesetzgebung, illegal gewesen sei. Weil er sich in einem Naturschutzgebiet befand, habe es sich um einen Verstoß gegen das Umweltgesetz gehandelt. Wegen der Unterzeichnung der für den Abtransport notwendigen Dokumente stünden in Venezuela derzeit drei Personen vor Gericht.

Bereits im Sommer 2012 hatte die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag ihre Bereitschaft erklärt, der venezolanischen Forderung nachzukommen. "Die Bundesregierung befürwortet eine Rückschenkung und anschließende Rückführung des Steins nach Venezuela, soweit sie im Einvernehmen aller Beteiligten erfolgen", hatte das Auswärtige Amt im August geantwortet. Die Kosten für eine mögliche Rückführung müsse jedoch Venezuela übernehmen.

Gleichzeitig beharrte die deutsche Seite aber auf der Legalität der Ausfuhr: Die damalige venezolanische Regierung unter Präsident Rafael Caldera habe den Stein 1998 "dem deutschen Volk" geschenkt. Die Deutsche Botschaft in Caracas habe ihn "entgegengenommen und entsprechend der Zweckbestimmung der Schenkung dem Künstler Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld zur Bearbeitung für sein Skulpturenprojekt 'Global Stone' überlassen." Weitere Besitz- oder Eigentumsansprüche seien der Bundesregierung nicht bekannt. "Nach allgemeiner Rechtsauffassung" sei sie Eigentümerin des Steins.

Auch der Künstler hat im vergangenen Jahr seine Bereitschaft signalisiert, der Rückgabe zuzustimmen. Der venezolanische Kulturminister Pedro Calzadilla hatte in einem Interview mit amerika21.de jedoch gesagt, dass Kraker von Schwarzenfeld Bedingungen gestellt habe. Neben einer Entschuldigung des venezolanischen Volkes habe er eine Million Euro "für eine Stiftung mit sozialen Zielen" gefordert, sagte Calzadilla damals. Der Bundesregierung seien solche Bedingungen hingegen nicht bekannt, hieß es in der Antwort auf die Anfrage der Linksfraktion.