Deutsche Firma an umstrittenem Kraftwerk beteiligt

Voith soll Beteiligung an Wasserkraftwerk in Honduras einstellen. Vertragspartner für Verletzungen von Menschenrechten verantwortlich

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Protest gegen Staudamm in Honduras
Protest gegen Staudamm in Honduras

Tegucigalpa. In einem offenen Brief haben mehrere europäische Nichtregierungsorganisationen das deutsche Unternehmen Voith Hydro GmbH

auf  gravierende Menschenrechtsverletzungen beim Bau des Wasserkraftwerks Agua Zarca aufmerksam gemacht. Das Unternehmen Voith Hydro mit Sitz in Heidenheim baut und liefert für das Staudammprojekt im Bezirk Intibucá drei Turbinen mit jeweils 7,52 Megawatt.

"Trotz der Ablehnung des Wasserkraftwerkes durch die lokale Bevölkerung in mehreren indigenen und kommunalen Versammlungen und trotz laufender Anzeigen gegen das Projekt bei honduranischen Institutionen hat das honduranische Unternehmen Desarrollos Energéticos S.A. de C.V. (DESA), Vertragspartner von Voith Hydro, mit dem Bau des Staudammes begonnen", erklärt ein Mitglied der Hondurasdelegation, das im April die betroffene Region besucht hatte.

Auf den Protest der lokalen indigenen Bevölkerung, welche seit dem 1. April die Zufahrtsstraße zur Baustelle des Projektes besetzt hält, reagierten die beteiligten Unternehmen DESA und SINOHYDRO äußerst aggressiv. Dorfbewohner und Menschenrechtsverteidiger berichten von Einschüchterungen, Drohungen und Verfolgung durch Mitarbeiter der Unternehmen.

Die honduranische Regierung geht ebenfalls mit Gewalt und Repression gegen die Staudammgegner vor und versucht den Protest zu kriminalisieren. Polizeieinheiten räumten bereits mehrfach die friedliche Straßenblockade.

"Auch wenn die Firma Voith Hydro GmbH bei dem Projekt Agua Zarca nur Zulieferer ist, wird sie dadurch nicht von ihrer ethischen Verantwortung entbunden. Das Projekt Agua Zarca zerstört fruchtbares und seit Jahrhunderten den indigenen Gemeinden angestammtes Land. Es dient der lokalen Bevölkerung und den nachfolgenden Generationen als Lebensgrundlage. Ihre eigenen ethischen Grundsätze werden durch die Beteiligung an einem Projekt, welches mit Gewalt gegen den Willen der lokalen Bevölkerung durchgesetzt wird und auf der Grundlage von Rechtsbrüchen und Menschenrechtsverletzungen basiert, ad absurdum geführt", heißt es in dem offenen Brief.

Die Firma Voith Hydro, früher bekannt als Voith Siemens Hydro Power Generation, ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Voith und Siemens und erwirtschaftete für das Geschäftsjahr 2011-2012 einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro. Auf ihrer Internetseite erklärt die Firma Voith, sie sei sich ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und dem Gemeinwohl bewusst. Unter anderem gibt das Unternehmen an, die Lebensbedingungen von Menschen weltweit verbessern und die Armut bekämpfen zu wollen.

Wegen ihrer Beteiligung an umstrittenen Staudammprojekten wurde Voith Hydro bereits in der Vergangenheit mehrfach von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen kritisiert. So wurden durch den Bau des Omkareshwar Staudamms im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh 30 Dörfer überflutet und 50.000 Menschen vertrieben. Voith Hydro liefert ebenfalls die Turbinen für das Staudammprojekt Belo Monte in Brasilien. Für das Projekt sollen 400km² Regenwald geflutet und mehr als 20.000 Menschen umgesiedelt werden.

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