Indigene Paraguays klagen vor argentinischem Gericht

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Die Aché-Indigene Margarita Mbywangi
Die Aché-Indigene Margarita Mbywangi

Asunción. Menschenrechtsaktivisten aus Paraguay haben Anfang August dem argentinischen Gerichtshof von Comodore Py in Buenos Aires, Argentinien, eine Klageschrift übergeben, in der sie den Staatsterrorismus während der Stroessner-Diktatur (1954-1989) gegen die indigene Gemeinschaft der Aché anklagen. Sie werfen der paraguayischen Justiz Untätigkeit vor und bitten deshalb auf Grundlage der universellen Gerichtsbarkeit bei Menschenrechtsverbrechen um Ermittlungen seitens Argentiniens.

María Stella Cáceres, Direktorin der Gedenkstätte der Opfer der Stroessner-Diktatur, präsentierte Beweise für ethnische Säuberungsaktionen gegen die Gemeinschaft der Aché. Dabei handelt es sich um Belege für Massenmord, Transporte in Konzentrationslager, Verkauf als Sklavenarbeiter und Kindesentführung. Aché-Frauen wurden zur Prostitution gezwungen und mittels Medikamenten gefügig gemacht. Augenzeugen berichteten, wie Aché-Männer auf Bäume flüchteten und sich in den Tod stürzten, um ihren Peinigern nicht in die Hände zu fallen. Das Volk der Aché wurde bis auf einen geringen Teil, der sich in die Berge von San Pedro und Caaguazú retten konnte, fast vollständig ausgerottet.

Eine der Beschwerdeführer ist die Aché-Indigene, Margarita Mbywangi, die als Kind entführt und zur Sklavenarbeit an eine paraguayische Familie verkauft wurde, nachdem man ihre Eltern ermordet hatte. Auch Martín Almada, ehemaliger Stroessner-Verfolgter und Zeuge im geplanten Prozess gegen Augusto Pinochet 1999 in Spanien sowie Gründer der Stiftung "Celestina Pérez de Almada", unterstützt die Klage.

Das angestammtes Gebiet der Aché, das in den fünfziger Jahren einen erheblichen Wertzuwachs aufwies, wurde unter Stroessner-Anhängern aufgeteilt. Die einzelnen Familien, die von früher geschätzten dreitausend Stammesmitgliedern übrig blieben, mussten ihre herkömmliche Lebensweise des Jagens, auf der ihre Kultur basiert, aufgeben und sich der Landwirtschaft widmen.

Cáceres, die gleichzeitig Präsidentin der Stiftung "Celestina Pérez de Almada" ist, beklagte die vollständige Untätigkeit der paraguayischen Justiz. Obwohl der Abschlußbericht der Kommission für Wahrheit und Gerechtigkeit schon im Jahr 2008 übergeben wurde, gab es bis zum heutigen Tag keinerlei Ermittlungen. Der Bericht stützt sich auf Befragungen von mehr als zweitausend Zeugen und ermittelte 448 Tatverdächtige, die noch heute unbehelligt in Paraguay leben.