Ex-Militär wegen Beteiligung an Operation Cóndor verhaftet

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"Automotores Orletti" in Buenos Aires: Geheimgefängnis und Folterzentrum von 1976-1983
"Automotores Orletti" in Buenos Aires: Geheimgefängnis und Folterzentrum von 1976-1983

Montevideo. Der uruguayische Major im Ruhestand, Antranig Ohannessian, ist aufgrund eines Interpol-Haftbefehls in Montevideo festgenommen worden. Er wird von der italienischen Justiz beschuldigt, am Verschwindenlassen von vier Menschen im Rahmen der Operation Cóndor im Jahr 1976 beteiligt gewesen zu sein.

In der als Operation Cóndor bezeichneten Strategie, entwickelt und koordiniert vom US-Geheimdienst CIA, kooperierten die südamerikanischen Diktaturen in den siebziger und achtziger Jahren, um Aktivisten der Linken zu beseitigen. Tausende Menschen wurden gefoltert und ermordet oder entführt und verschwanden dann meist spurlos.

Ohannessian war Mitglied der "Koordination für Anti-Subversive Operationen" (OCOA). Der italienische Staatsanwalt Capaldo wirft ihm die Teilnahme am Verschwindenlassen der uruguayischen Bürger Gerardo Gatti, María Emilia Gatti de Islas, Bernardo Arnone und Juan Pablo Recagno in Buenos Aires im September und Oktober 1976 vor. Sie waren Gefangene im "Automotores Orletti" , einer zum Folterzentrum und Geheimgefängnis umfunktionierten Autowerkstatt in der argentinischen Hauptstadt. Dort koordinierte auch das argentinische und uruguayische Militär seine Operationen.

Nach Zeugenaussagen von politischen Gefangenen war Ohannessian an Einsätzen in Buenos Aires beteiligt - gemeinsam mit Major José "Nino" Gavazzo Pereira, der heute Häftling im Sonder-Gefängnis Nr. 8 in Montevideo ist, und mit Oberst Manuel Cordero, der in Argentinien in Haft ist.

Wie die in Uruguay für den Fall zuständige Staatsanwältin, Ana María Tellechea, gegenüber der argentinischen Nachrichtenagentur Télam ausführte, erfolgte die Verhaftung am 11. August, als der Ex-Militär sich in seinem Haus in Montevideo darauf vorbereitete, das Land zu verlassen. Ohannessian sei zur Anhörung zum Gericht gebracht worden, das die Haft im Zentralgefängnis mit Blick auf eine Auslieferung anordnete. Die italienischen Behörden seien von der Festnahme informiert worden.

Die italienische Justiz untersucht die Entführung und Ermordung von 25 Bürgern italienischer Herkunft im Rahmen der Operation Cóndor in den Jahren der Militärdiktaturen in Südamerika: 13 Italo-Uruguayer, sieben Italo-Argentinier und fünf Chilenen, alle mit italienischer Staatsbürgerschaft. Das Ermittlungsverfahren war vor über 15 Jahren aufgenommen worden, nachdem Angehörige Klage eingereicht hatten. Der internationale Haftbefehl gegen Ohannessian war vor einigen Wochen nach Uruguay an das dortige Interpol-Büro weitergeleitet worden.