Bergbaukonzern kriminalisiert Widerstand in Guatemala

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Familienmitglieder der Verhafteten demonstrieren für einen fairen Prozess
Familienmitglieder der Verhafteten demonstrieren für einen fairen Prozess

Guatemala-Stadt. Der Bericht eines früheren Sicherheitsmanagers des kanadischen Bergbaukonzerns Tahoe Resources hat Unternehmensstrategien zur Kriminalisierung des Widerstandes gegen die Mine Escobal in Guatemala aufgedeckt.

Der Einsatz des Justizapparates gegen Gemeinden, die Widerstand gegen Bergbau- und andere Großprojekte in Guatemala leisten, ist nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen immer alltäglicher geworden. Doch die Rolle, die die Unternehmen bei der Kriminalisierung der Gemeindemitglieder spielen, war bislang weniger bekannt.

Der Ereignisbericht des Ex-Sicherheitsmanagers von Tahoe Ressources, Alberto Rotondo, der sich derzeit vor Gericht wegen bewaffneten Angriffen gegen Demonstrierende verantworten muss, gibt Einblick in die Strategie von Unternehmen im Umgang mit dem Widerstand der Gemeinden.

Rotondo beschreibt die Nachforschungen der Firma über lokale Institutionen und Gemeinden, von denen sie glaubt, dass sie für die Mobilisierung der Bevölkerung gegen die Mine verantwortlich sind. Die Informationen, die Rotondo und sein Team zusammengetragen haben, umfassen Namen, Telefonnummern von Einzelpersonen und deren Familienbeziehungen. Der Bericht vom Juli 2012 betont, dass die katholische Kirche eine Schlüsselrolle spiele. Sie sei für die Anti-Bergbau-Agenda der Gemeinden verantwortlich. Rotondo empfiehlt außerdem "die Einleitung von rechtlichen Verfahren gegen alle Personen, die in den obenstehenden Abschnitten genannt wurden und anderen beteiligte Personen, die sich durch die Ereignisse rechtfertigen lassen”.

Weiterhin müsse eine "strategische und öffentliche Kommunikationkampagne" durchgeführt werden, "um die Beteiligung dieser Gruppen, die für diese Aktionen verantwortlich sind, zu beweisen, insbesondere die Beteiligung der katholischen Kirche, so dass die Autoritäten gezwungen sind, rechtliche Verfahren gegen sie einzuleiten".

Seit der Ex-Sicherheitsmann den Bericht Mitte 2012 verfasst hat, sind mehr als 60 Prozesse gegen Gemeindemitglieder in Verbindung mit ihrem Widerstand gegen die Tahoe-Silbermine Escobal eingeleitet worden. Am 17. September 2012 wurden 31 Menschen verhaftet, die friedlich gegen die Mine des kanadischen Unternehmens in San Rafael Las Flores protestierten. 26 von ihnen, von denen viele in der lokalen katholischen Kirchengemeinde aktiv sind, wurden wegen Terrorismus und Brandstiftung angeklagt. Diese Anklagen wurden mehr als sechs Monate später vom Richter zurück genommen, da die Beweise nicht ausreichten, um die Verhandlung zu eröffnen.