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Venezuela: Brandstiftung brachte 89 Kinder in Lebensgefahr

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Angegrifenes Gebäude des Ministeriums Für Wohnungsbau in Chacao
Angegrifenes Gebäude des Ministeriums Für Wohnungsbau in Chacao

Caracas. Eine Gruppe Vermummter hat am Dienstagnachmittag im Stadtteil Chacao von Caracas das Gebäude des Ministeriums für Wohnungsbau mit Molotov-Cocktails angegriffen. 1.200 Mitarbeiter der Behörde sowie 89 Kinder der dortigen Vorschuleinrichtung waren zunächst in dem brennenden Gebäude gefangen. Es handelt sich um Kinder im Alter von 3 Monaten bis sechs Jahre. Drei von ihnen sollen wegen des Qualms Erstickungsanfälle bekommen haben, informiert die Zeitung "La verdad". Während Teile des ersten Stocks brannten, sollen die Angreifer Drohungen geschrien und im Gebäude weiterhin randaliert haben, sagte Wohnungsbauminister Ricardo Molina, der sich dort aufhielt. Schließlich hat die Feuerwehr das Feuer gelöscht und alle Personen evakuiert.

In dem in Brand gesetzten Stockwerk befand sich das Rechenzentrum des nationalen Wohnungsbauprogramms. Die Server mit den gesamten Daten seien vernichtet worden, so Molina. Nach ersten Einschätzungen müsse für die Schadenbehebung  das gleiche Budget eingesetzt werden, das für den Bau von 190 Familienwohnungen nötig wäre, führt Molina aus.

Der Minister klagte, dass der Bürgermeister von Chacao, Ricardo Muchacho,  nicht auf die Notrufe der im Gebäude gefangenen Personen reagiert hätte. Außerdem habe die Lokalpolizei, die Muchacho untersteht, den Randalierern geholfen, indem sie die Straßen rund um das betroffene Gebäude absperrte, damit diese handeln könnten. "Das haben wir selbst gesehen", versicherte Molina. Das Gebäude des Ministeriums ist in der Vergangenheit bereits mehrere Male angegriffen worden.

Der Anschlag geschah im Anschluss an Demonstrationen der Opposition gegen den Entzug des Abgeordnetenmandates der Rechtspolitikerin María Corina Machado, der am Tag zuvor vom Obersten Gerichtshof (TSJ) Venezuelas bestätigt worden war. Machado habe gegen die Verfassungsartikel 191 und 197 verstoßen, da sie ohne Erlaubnis des Parlaments im Auftrag einer ausländischen Regierung agiert habe, so das Gericht. Die Regierung von Panama hatte ihr den Sitz einer Botschafterin des Landes bei der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) übertragen, damit sie bei der Generalversammlung der OAS ihre Klagen gegen die Regierung von Venezuela vorbringen kann. Nach der TSJ-Entscheidung hatte Machado ihre Anhänger zu Protesten aufgerufen.

Am Dienstagabend soll es weitere Ausschreitungen von Gruppen der Opposition in verschiedenen Stadtteilen im Osten von Caracas gegeben haben. Dabei seien circa 15 Menschen festgenommen worden, so die Rechtshilfeorganisation Foro Penal Venezolano.

Indes gab Venezuelas Präsident Nicolás Maduro bekannt, dass am gestrigen Donnerstag acht Personen verhaftet wurden, die an dem Anschlag auf das Wohnungsbauministerium beteiligt gewesen sein sollen. Unter ihnen befinde sich ein Mitglied der Rechtspartei Voluntad Popular, so Maduro.