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Rechter Hacker provoziert Skandal in Kolumbien

Geheime Überwachungszentrale zur Bespitzelung der Friedensgespräche entdeckt. Partei des Ex-Präsidenten Uribe und Sicherheitskräfte als Hintermänner vermutet

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Hacker Andrés Sepúlveda nach seiner Verhaftung
Hacker Andrés Sepúlveda nach seiner Verhaftung

Bogotá. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft hat in der vergangenen Woche im Norden der Hauptstadt Bogotá eine Überwachungszentrale zur

Bespitzelung der laufenden Friedensgespräche  zwischen der Regierung von Präsident Juan Manuel Santos und der Guerillaorganisation FARC entdeckt. Der dabei verhaftete Hacker und Betreiber des Geheimbüros, Andrés Sepúlveda, hat bislang als Informationstechniker und Online-PR-Mann für die rechtsgerichtete Partei des Ex-Präsidenten Alvaro Uribe, Demokratisches Zentrum (CD), gearbeitet. Die politische Gruppierung, die sich mehrmals öffentlich gegen den Friedensdialog in Havanna ausgesprochen hat, streitet jedoch ab, mit der illegalen Überwachung zu tun zu haben.

Die Staatsanwaltschaft hat bisher festgestellt, dass Sepúlveda ein institutionelles E-Mail-Konto der Regierung,  die E-Mails von Angehörigen der Friedensdelegation der FARC und von Präsidenten Santos bespitzelt hat. Er selbst bezeichnet sich als unschuldig und lehnt es ab, Informationen über die Auftraggeber der Bespitzelungen zu geben.

Obwohl die Ermittlungsbehörden bislang keine eindeutigen Beweise für die Verantwortung des Demokratischen Zentrums in der Affäre gefunden haben, sind unterschiedliche Politiker von der Verwicklung der rechten Partei überzeugt. "Die natürlichen Empfänger der Informationen waren Zuluaga selbst und Ex-Präsident Uribe", sagte der Senator Juan Manuel Galán von der Liberalen Partei. Ziel der Überwachung sei, die Friedensverhandlungen zu unterminieren,  betonte der Parlamentarier Iván Cepeda von der linksgerichteten Partei Demokratischer Pol.

Auch Teile der Sicherheitskräfte seien in den Fall verwickelt, sagte der Generalstaatsanwalt Eduardo Montealegre. Darauf weise nicht nur die eigene Aussage des Hackers hin, nach der er Verbindungen zum Militärgeheimdienst unterhält. In seinem durchsuchten Büro seien strikt geheime nachrichtendienstliche Berichte gefunden worden, führte Montealegre weiter aus.

Montealegre bezeichnete Sepúlveda daher als "Informationssöldner". Er hätte Informationen der Sicherheitskräfte bekommen, sie mit den eigenen Kenntnissen bearbeitet und das "finale Produkt" wiederum Angehörigen der Sicherheitskräfte verkauft. Sepúlveda erzählte bei der Vernehmung, er hätte Informationen für 120 Millionen kolumbianische Pesos (rund 50.000 Euro) verkauft, wollte aber nicht verraten, welche Informationen an wen gegangen seien. Außerdem hätte seine Firma in den letzten zehn Jahren eine Milliarde Pesos (zirka 400.000 Euro) für Informationslieferungen erhalten, so die Staatsanwaltschaft.

Der Generalstaatsanwalt beschreibt Sepúlveda außerdem als "Neofaschisten". In den letzten Tagen sind Twitter-Einträge des Hackers bekannt geworden, in denen er wiederholt davon spricht, Menschen ermorden zu wollen. Die ultrarechten Kreise, aus denen er kommen soll, wollen den Friedensdialog sabotieren, versichert Montealegre.

Sepúlveda zeigte sich perplex, als die Staatsanwältin die Vorwürfe gegen ihn bei der Anhörung vorlas. "Ich habe geholfen, das Land zu retten. Ich bin ein Held, ich bin ein Held", wiederholte der Hacker. Der aus Bogotá stammende Mann hatte vor Bekannten geprahlt, wie er Anführer der Bauernproteste des letzten Jahres bespitzelt hatte. Auch hatte er erzählt, das Militär hätte ihn ins Ausland geschickt, um  Sonderausbildungen zu absolvieren.

Sepúlveda sei auch vom "spirituellen Anführer" des Demokratischen Zentrums, Luis Hoyos, für die Verbreitung falscher Informationen über Juan Manuel Santos eingesetzt worden, sagte der Chefredakteur der Tageschau RCN, Rodrigo Pardo. Der Hacker hat bei seiner Anhörung berichtet, dass er mit dem venezolanischen Lobbyisten Juan José Rendón für die Wahlkampagnen von Enrique Peña Nieto in Mexiko und Porfirio Lobo in Honduras gearbeitet habe.