Proteste und Repression zum WM-Start in Brasilien

Zusammenstöße in mehreren Städten. Hohe Kosten und Räumungen von Anwohnern sorgen für Protest. Kritik an Foto deutscher Spieler mit Soldaten

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Podolski, Özil und brasilianische Soldaten: "Wir sind sicher hier."
Podolski, Özil und brasilianische Soldaten: "Wir sind sicher hier."

Brasília. Zum Auftakt der Fußballweltmeisterschaft haben am Donnerstag in mehreren brasilianischen Städten Demonstrationen stattgefunden. Fast überall kam es dabei zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Diese forderten ein verbessertes Gesundheits-, Bildungs- und Transportsystem, die Demilitarisierung und ein Ende der Polizeigewalt.

In São Paulo fanden gleich drei Demonstrationen statt. Am Morgen setzte sich ein Protestzug von der U-Bahn Station Carrão im Osten der Stadt in Richtung Arena Corinthians, dem Austragungsort des Eröffnungsspiels, in Bewegung. Soziale Bewegungen und studentische Organisationen hatten mit dem Motto "Wenn es Entlassungen gibt, wird es keine WM geben" zu dem Protest aufgerufen. Damit drückten die Aktivisten ihre Solidarität mit 42 U-Bahnangestellten aus, die Anfang der Woche aufgrund eines Streiks gekündigt wurden. Die Polizei griff die Demonstration sofort an. "Ich habe alles von Anfang an verfolgt. Die Polizei hat einfach angefangen, Tränengasgranaten auf Jugendliche zu schießen, die friedlich demonstrierten", sagte der Anwalt Pedro Estabile, der als Beobachter anwesend war.

Die CNN-Journalistin Barbara Arvanitidis wurde durch eine Polizeigranate verletzt. Auch vier weitere Journalisten erlitten bei den Auseinandersetzungen Verletzungen. Für große Empörung sorgte der Fall eines jungen Mannes, dem nach seiner Festnahme durch mehrere Polizeibeamte Tränengas ins Auge gesprüht wurde. Ein Video zeigt den Vorfall.

In Rio de Janeiro nahmen mehrere hundert Menschen an zwei Demonstrationen im Zentrum der Stadt teil. Es kam zu Auseinandersetzungen, bei denen mehrere Personen verletzt wurden. Einige Demonstranten rückten bis zum Fanfest an der Copacabana vor, wo sich Tausende für das Auftaktspiel zwischen Brasilien und Kroatien versammelt hatten.

Auch in Porto Alegre und Belo Horizonte kam es zu Ausschreitungen. In der südbrasilianischen Hafenstadt Porto Alegre nahmen laut der Zeitung O Globo rund 500 Menschen an einer Demonstration gegen die WM teil. Nachdem einige Demonstranten Geschäfte beschädigten und Müllcontainer in Brand setzten, ging die Polizei mit Tränengas und Gummigeschossen gegen diese vor und nahm 13 Personen vorübergehend fest. Auch in Belo Horizonte verhafteten Sicherheitskräfte mehrere Menschen. Hier waren rund 800 Personen gegen die enormen Ausgaben und sozialen Auswirkungen des Sportevents auf die Straße gegangen. "Allein in den letzten vier Jahren wurden in Belo Horizonte 10.000 Menschen aufgrund der WM-Bauarbeiten vertrieben. Die Mehrheit hat bis heute keinen alternativen Wohnraum bereitgestellt bekommen", sagte Isabella Miranda, Organisatorin der Demonstration.

Unterdessen sorgt ein vom deutschen Nationalspieler Lukas Podolski auf Instagram gepostetes Foto für Aufsehen. Auf dem Bild posiert er mit seinem Teamkollegen Mesut Özil und fünf bewaffneten Soldaten, mit der Bildunterschrift "Wir sind sicher hier".