Minenunternehmen müssen indigenes Gebiet verlassen

Nach Gerichtsurteil muss Kolumbiens Regierung 50.000 Hektar Land an eine Embera Katío-Gemeinde zurückgeben. Auch Anglogold Ashanti muss gehen

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Angehörige der Embera Katío im Departement Chocó
Angehörige der Embera Katío im Departement Chocó

Bogotá. Erstmals hat ein Gericht in Kolumbien die Regierung angewiesen, Bergbauunternehmen, die Gold im Nordwesten von Kolumbien abbauen, aus der Region

zu verweisen. Das Land der indigenen Gemeinde der Embera Katío müsse  zurückgeben werden. Die Gemeinde war durch die Bergbauaktivitäten und bewaffneten Konfrontationen vertrieben worden. In der Region sind sowohl linke Guerillagruppen wie auch ultrarechte Paramilitärs, kriminelle Banden und Soldaten der kolumbianischen Streitkräfte aktiv.

Wie das Internetportal für Lateinamerika und die Karibik "Nodal" unter Bezugnahme auf eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuters berichtet, betrifft das Urteil vom vergangenen Donnerstag fast 1.500 Familien mit mehr als 7.000 Menschen. Sie bewohnten 50.000 Hektar im Verwaltungsbezirk Bagado im Departement Chocó.

Obwohl es sich um eine der geschützten Zonen der Indigenen in Kolumbien handelt – sogenannte Resguardos – hatte die nationale Regierung seit dem Jahr 2008 Schürfrechte dort vergeben und weitere entsprechende Gesuche angenommen, die sich auf insgesamt 31.000 Hektar erstrecken. "Die Indigenen, die das Schutzgebiet bewohnten, sahen sich gezwungen, in große städtische Zentren zu ziehen", heißt es in dem Urteil des Obersten Gerichtshofs von Antioquia, zu dem Reuters Zugang hatte.

Das Gericht weist die staatliche Nationale Minenagentur an, dafür zu sorgen dass alle Personen das Gebiet verlassen, die nicht zur indigenen Gemeinschaft gehören und innerhalb ihres Gebietes Minen betreiben.

Unter den elf betroffenen Unternehmen, denen mit diesem Urteil auch die Schürftitel und Konzessionsverträge entzogen wurden, ist der multinationale Konzern Anglogold Ashanti, der drittgrößte Goldproduzent der Welt. Dessen Leitung beeilte sich zu betonen, dass es sich in Bagado um ein Gemeinschaftsunternehmen handle, das nicht vom Konzern direkt betrieben werde.

Auch nationale Firmen wie Chocó Colombia, Continental Gold Limited Sucursal Colombia, Gongora und El Molino müssen das Gebiet verlassen. Kolumbien erzielte im Jahr 2013 unter Beteiligung zahlreicher ausländischer Unternehmen eine Produktion von über 1,7 Millionen Feinunzen Gold.

Das Urteil verpflichtet die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos außerdem, die Landrechte der Embera Katío "zu schützen und wiederherzustellen" sowie die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten, damit diese auf ihr Land zurückkehren können. Dazu gehöre auch, dass eine "verbesserte Sicherheitslage" geschaffen werde, so das Gericht.

Nach Angaben der Vereinten Nationen und von Menschenrechtsgruppen leben in Kolumbien 87 indigene Völker mit rund einer Million Menschen, die in ihrer Existenz bedroht sind – in erster Linie durch den seit einem halben Jahrhundert andauernden internen bewaffneten Konflikt, der mehr als 200.000 Menschenleben gefordert und zur Vertreibung von mehr als fünf Millionen Menschen geführt hat.