Offizielle Angaben zu Militäroffensive gegen Farc in der Kritik

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Mai 2014: Menschen fliehen vor Bombardierungen und Besetzungen durch das Militär aus Guapi
Mai 2014: Menschen fliehen vor Bombardierungen und Besetzungen durch das Militär aus Guapi

Guapi, Kolumbien. Die Menschenrechtsorganisation "Solidaritätskomitee für politische Gefangene" (CSPP) hat nach Militäroffensiven gegen die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) Informationen über die Opfer veröffentlicht, die den offiziellen Angaben widersprechen. Dies geht aus einer E-mail-Nachricht des CSPP hervor, die amerika21 vorliegt.

Bereits seit Jahresbeginn hatte das Militär wiederholt angebliche Stellungen der Guerilla angegriffen. Die Farc hatten daraufhin den seit Dezember gültigen einseitigen Waffenstillstand aufgehoben. In der Folge verstärkte die Regierung von Präsident Juan Manuel Santos in vielen Orten Kolumbiens erneut die Militäroffensiven. Aus Regierungskreisen wurden Erfolgsmeldungen über zahllose getötete Farc-Kämpfer veröffentlicht. Menschenrechtsorganisationen und Kirchen beklagen die zivilen Opfer und die brutale Härte der Angriffe.

Am 21. Mai gegen 14 Uhr waren demzufolge bereits Soldaten auf das Gemeinschaftsland verschiedener afrokolumbianischer Autonomiegebiete in Alto-Guapi eingedrungen. Soldaten wurden aus Hubschraubern abgesetzt und die Gemeinschaft bombardiert. "Betroffen waren Kinder, Frauen, Männer, die an einem Workshop teilnahmen" berichtet ein Augenzeuge, "aber keine Farc-Kämpfer".

Unter den aus Regierungskreisen mehrfach bestätigten 27 getöteten Guerilleros sind zivile Opfer gewesen, berichten Menschen vor Ort. Auch die offiziele Angabe über die Anzahl der Opfer wird kritisiert. Dem CSPP gegenüber wird von mehr als 80 Toten berichtet. "Die Regierung gibt falsche Zahlen heraus," sagt die Menschenrechtsorganisation.

Auch was die Anzahl der Flüchtlinge aus der Region angeht, stimmen die offiziellen Angaben nicht mit den Berichten der Augenzeugen überein. Die lokalen Menschenrechtsgruppen und Kirchen sprechen von bis zu 500 gewaltsam Vertriebenen, während die Regierung nur rund die Hälfte bestätigt. Diese befinden sich zur Zeit in der Nähe von Guapi. Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich an: Es fehlt an grundlegender Versorgung und die Menschen sind schwer traumatisiert. Zudem bedrohen Soldaten des Militärbatallons 42 die Menschen auf der Flucht weiterhin.