Zahl der minderjährigen Flüchtenden aus Mittelamerika weiter angestiegen

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Notunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Mittelamerika in den USA
Notunterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Mittelamerika in den USA

Washington. Mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche aus Mittelamerika sind nach Angaben der US-amerikanischen Zoll- und Grenzschutzbehörde (CBP) binnen nur zwei Monaten allein über die Grenze in die USA gekommen.

Beamte der US-Grenzpolizei haben demnach zwischen dem 1. Oktober und dem 30. November insgesamt 10.588 unbegleitete Minderjährige an der Grenze zu Mexiko festgenommen. Dies bedeutet einen Anstieg um 106 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Festnahmen von "Familieneinheiten", bestehend aus Eltern und Kindern oder einem Elternteil mit einem oder mehreren Kindern, stieg um 173 Prozent auf 12.505 an.

Die meisten Festnahmen von unbegleiteten Minderjährigen (6.465) und Familien (8.537) wurden im Sektor Rio Grande der Grenzpatrouille in Süd-Texas registriert. In einer offiziellen Erklärung führt die CBP aus, dass die zuständigen staatlichen Behörden damit befasst seien, "eine wirkungsvolle Antwort" auf diese Entwicklung zu geben: "Das Ministerium für Innere Sicherheit und das Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste (HHS) arbeiten zusammen, um Plätze für diese Kinder zu schaffen, ohne dabei die vitale Mission der nationalen Sicherheit der Grenzpatrouille zu stören." Man sei dabei, die temporäre Aufnahmekapazität des HHS zu erhöhen, um die unbegleiteten Kinder unterzubringen. Die für Flüchtlinge zuständige Abteilung des Ministeriums stelle mehr Betten zur Verfügung und bereite weitere Notunterkünfte vor. Anfang Dezember wurden mehr als 1.000 Kinder von der mexikanischen Grenze in zwei Unterkünfte im Norden von Texas und in eine weitere in Kalifornien gebracht.

Laut einer US-amerikanischen Studie vom September 2015 ist die Kindermigration aus Guatemala, El Salvador und Honduras seit 2010 "dramatisch angestiegen". 40.000 Kinder wurden von mexikanischen und US-Behörden zwischen 2010 und 2014 deportiert, so die Forschungsgruppe zur Regionalen Migration des Washingtoner Instituts für Migrationspolitik. Die USA deportierten im Durchschnitt drei von 100 unbegleiteten Kindern. Das Vorgehen der US-Behörden und ihr Umgang mit minderjährigen Migranten ohne gültige Papiere stehen seit geraumer Zeit in der Kritik. Menschenrechtsorganisationen und selbst Staatsbedienstete sowie Regierungsvertreter in den USA sprechen von einer humanitären Krise.

Die Präsidenten von Guatemala, El Salvador und Honduras hatten sich im Juli 2015 mit US-Präsident Barack Obama getroffen, um über die sprunghaft angestiegene Zahl von minderjährigen Migranten aus Mittelamerika in die USA zu sprechen. Gemeinsam wolle man versuchen, die dahinter stehende humanitäre Katastrophe zu bekämpfen, verlautete damals von Teilnehmerseite. Ergebnisse wurden offenbar nicht erzielt.