Agrarstreik in Kolumbien wächst trotz Repression weiter

rsz_minga_nacional_2016.jpg

Der Streik hält seit Montag an. Demonstration und Besetzung am Hafen von Galtán-Meta
Der Streik hält seit Montag an. Demonstration und Besetzung am Hafen von Galtán-Meta

Bogotá. Trotz massiver Repression breitet sich der seit Montag in Kolumbien stattfindende landesweite Streik aus. Weiterhin werden von über 70.000 Protestierenden an über hundert Punkten im ganzen Land wichtige Straßen blockiert. Mittlerweile dehnt sich der Protest auf die großen Städte aus. Die staatlichen Sicherheitskräfte gehen unterdessen mit äußerster Härte gegen die Mobilisierungen vor, was am Morgen des 2. Juni zwei weitere Todesopfer forderte.

Der von kleinbäuerlichen, indigenen, afrokolumbianischen, aber auch studentischen und städtischen Sektoren getragene Streik pocht einerseits auf die Einhaltung der in früheren Mobilisierungen erkämpften Abkommen mit der Regierung. Andererseits gehen die Forderungen darüber hinaus und stellen grundsätzlich das Wirtschaftsmodell infrage. So lautet einer der Slogans der Bewegung "Für das gute Leben, eine strukturelle Agrarreform und eine würdige Stadt". Gleichzeitig wird die aktuelle politische Konjunktur der Friedensverhandlungen aufgegriffen und betont, dass ein Frieden nur mit sozialen Veränderungen realisierbar sei.

Dass sich die Basis des landesweiten Streiks ausweitet, ist auch in den urbanen Zentren Kolumbiens spürbar. So erlebte die Hauptstadt Bogotá vor allem am Donnerstag einen Anstieg der Proteste. Während die Studierenden und Lehrenden der Pädagogischen Universität in einen 24-stündigen Streik traten, protestierten auch die Lehrkräfte der öffentlichen Schulen. Ebenso wurde die Zentrale des teils staatlichen Erdölkonzerns Ecopetrol für einige Stunden besetzt um gegen die bevorstehende Privatisierung und auch gegen das Fracking zu protestieren.

Mit der Ausweitung der Mobilisierungen nimmt die Repression des Staates zu. Am Donnerstag kamen zwei Protestierende nach einem Angriff von Polizei und Militär auf eine Blockade der Panamericana in der Region Cauca ums Leben. Die Organisatoren der Streiks sprachen zudem in einer Pressemitteilung von bisher mindestens 135 Verletzten durch die staatlichen Sicherheitskräfte, wobei von einer weit höheren Zahl auszugehen sei. Trotz erster Angebote regionaler Regierungen, mit den Streikenden zu verhandeln, bestehen die Protestierenden auf einen nationalen Verhandlungstisch mit dem Präsidenten sowie seinen Ministern. Es handle sich um einen nationalen Streik, der nur zentral gelöst werden könne, heißt es seitens Verantwortlicher des indigenen Dachverbandes Onic.