Ecuadors Regierung diskutiert Kandidatur für Präsidentschaft, Opposition gespalten

Regierungslager sucht Nachfolger von Präsident Rafael Correa. Opposition und Indigene streiten um Nominierungen. Spaltung tiefer als bei letzter Wahl

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Möglicher Kandidat der regierenden Alianza País in Ecuador, Lenín Moreno
Möglicher Kandidat der regierenden Alianza País in Ecuador, Lenín Moreno

Quito. In Ecuador befinden sich Opposition wie Regierung derzeit auf der Suche nach ihren Kandidaten für die anstehenden Präsidentschaftswahlen im Februar 2017. Einige Oppositionsgruppen und Parteien haben sich bereits auf Kandidaten geeinigt. Auffällig ist, dass ihre Zersplitterung im Vergleich zu den letzten Wahlen offensichtlich zugenommen hat. Da der amtierende Staatschef Rafael Correa nicht mehr antritt, diskutiert die Bewegung Alianza País (AP) derweil noch ihre Besetzung. Die größten Chancen haben dabei der jetzige Vizepräsident Jorge Glas und sein Vorgänger Lenín Moreno. Die Entscheidung soll im Oktober fallen.

Einig ist sich die Opposition in dem Ziel, den sogenannten "Correismus" abzuwählen. Die Indigenenorganisation Pachakutik, parlamentarischer Arm der Conaie, der Vereinigung der indigenen Nationalitäten, hat vergangene Woche ihre Kandidatin gewählt: Lourdes Tibán. Sie vertritt ein Bündnis mit der "Nationalen Vereinbarung für den Wechsel" (ANC), an dem sich bisher zwölf regionale Gruppen beteiligen.

Die ANC wiederum hat Lenin Hurtado von der Partei Unidad Popular gekürt. Ziel ist es nun, so Tibán, einen gemeinsamen Kandidaten zu küren.

Der ehemalige Banker Guillermo Lasso und auch der "Bananenkönig" Alvaro Noboa stellen sich wieder zur Wahl. Sie sind Vertreter der neoliberalen Politik und sind zu keiner Zusammenarbeit miteinander bereit. Für die PSC, dessen inofizieller Parteichef Jaime Nebot ist, tritt die langjährige Abgeordnete Cynthia Viteri an.

Der Historiker Juan J. Paz y Miño Cepeda schrieb in einem Artikel für die Zeitung Pluma, die Indigene Bewegung in Ecuador befinde sich in der Krise. Pachakutik sei in drei Fraktionen gespalten. Eine Gruppe unterstütze die regierende AP, eine andere wolle mit allen außer der AP sprechen; die dritte Gruppe schließlich plädiere für ein Bündnis mit der Linken. Ihrer Meinung nach zeigen die Wahlen der Kandidaten von Pachakutik die Krise deutlich. An den internen Wahlen hatte nur eine kleine Gruppe von Wahlberechtigten teilgenommen, in einigen Provinzen fanden gar keine Wahlen statt. Dies zeige die bestehende Distanz zwischen den politischen Anführern der Bewegung und der Basis.

Die Funktionäre, die teilweise unterschiedliche Positionen vertreten, würden nicht zum Wohle der Organisation sondern eher im Eigeninteresse agieren. Fanny Campos, ehemalige Koordinatorin von Pachakutik, hat sich bereits dem ehemaligen Banker und Präsidentschaftskandidat Guillermo Lasso angeschlossen. Bei den letzten Wahlen 2013 hatte der gemeinsame Kandidat der "Plurinationalen Einheit der Linken" Alberto Acosta, nur drei Prozent der Stimmen erreicht, und damit in totalen Zahlen weniger Stimmen als seine Gruppierung Mitglieder hat.

Alberto Acosta, ehemals befreundet mit Präsident Correa, dann zu einem seiner schärfsten Kritiker gewandelt, plädiert auf seiner Homepage für eine Kooperation mit Lenín Moreno. Dieser sei ein Kandidat, den Linke akzeptieren könnten. Er warnt davor, dass es in Ecuador zu einer Entwicklung wie in Argentinien oder Venezuela kommen könne. Dort seien die Neoliberalen dabei, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Moreno wird auch von 1.200 sozialen Bewegungen unterstützt.

Bis zum 19. Oktober müssen die Kandidaturen bei der Nationalen Wahlkommission eingereicht sein.

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