Äußerungen von Präsident Macri zu Diktatur in Argentinien sorgen für Empörung

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Staatspräsident Mauricio Macri im Gespräch mit Karla Zabludovsky von "Buzzfeed" (Screenshot)
Staatspräsident Mauricio Macri im Gespräch mit Karla Zabludovsky von "Buzzfeed" (Screenshot)

Buenos Aires. Der argentinische Staatspräsident Mauricio Macri hat mit einigen Formulierungen und Aussagen während eines Interviews mit dem US-amerikanischen Online-Portal "Buzzfeed" für öffentliche Entrüstung im eigenen Land gesorgt. In dem auf Facebook vergangene Woche live übertragenen Gespräch bezeichnete er die Menschenrechtsverletzungen der Diktatur in Argentinien (1976-1983) als "eine schreckliche Tragödie, die dieser schmutzige Krieg war". Die Vositzende der Menschenrechtsorganisation Madres de Plaza de Mayo (Mütter des Maiplatzes), Hebe de Bonafini, bezeichnete Macri daraufhin als "irre". Am Tag danach empfingen Tausende in Buenos Aires die "Madres" zu ihrer 2000. Donnerstag-Demonstration seit 1977 vor dem Präsidentenpalast.

Laut Macri seien die Verbrechen der Junta-Ära "das schlimmste, was in unserer Geschichte passiert ist", wollte sich aber in dem Interview nicht auf eine Zahl der damaligen Opfer festlegen. Nach zweifachem Nachaken und der anschließenden direkten Frage, ob es 30.000 gewesen seien, erwiderte Macri, er "habe keine Ahnung, ob es neuntausend oder dreißigtausend waren, ob es die waren, die auf einer Mauer angeschrieben stehen oder viel mehr sind". Dies sei eine "Debatte, die keinen Sinn hat".

Hinsichtlich des Haftbefehls gegen Bonafini verneinte das Staatsoberhaupt die Frage der interviewenden Karla Zabludovsky, ob der Umgang mit ihr eine politische Verfolgung darstelle. Vielmehr sei die Menschenrechtlerin in "schwerwiegende Korruption verwickelt". Letztlich bezeichnete er Bonafini als "irre".

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Diese Aussagen sowie seine Definition der Entführungen, Folter und Verschwindenlassen von Regimegegnern seitens der ehemaligen Diktatur als "schmutzigen Krieg" zogen ein empörtes Echo sozialer, linker und studentischer Organisationen, Gewerkschaften und Parteien nach sich. Der Vorwurf lautete, Macri habe seine "Verachtung gegenüber dem Thema" preisgegeben. Die Formulierung des Präsidenten ist schon seit vielen Jahren - konnotiert als rechter Sprachgebrauch - nicht mehr öffentlich in Argentinien verwendet worden, ist aber vor allemr in den USA als "dirty war" gebräuchlich.

Argentiniens Außenministerin und Anwärterin zur Generalsekräterin der Vereinten Nationen (UNO), Susana Malcorra, hat indes erklärt, sie habe auf internationalem Parkett wie der UNO stets 30.000 Opfer als Referenzzahl benutzt. Obgleich sie Macri in Schutz nahm, sagte sie: "Ich hätte den Begriff 'schmutziger Krieg' nicht benutzt, weiß aber auch nicht genau, wie und in welchem Kontext ich ihn benutze."

Die ohnehin geplante 2000. Demonstration der Madres de Plaza de Mayo ist tags nach dem Interview von Tausenden Menschen begleitet worden, die ihre Solidarität mit der Organisation bekundeten. Dabei ergriff Bonafini selbst das Wort und rief dazu auf, "die Demonstrationszüge des Widerstands" wieder aufzunehmen. Am 26. August solle gegen den "Feind", die Regierung Macri mobil gemacht werden.

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